Ein Schamane des Windes

Am Nachmittag, Blaue Feder saß am Computer, tauchte ein Fasan vor ihrem Fenster auf. Sie dachte, wenn sie nicht raus ging, kamen die Tiere wohl zu ihr.

Sie schaute sich den schönen Vogel an. Sein Kleid, das in allen Farben schimmert, erinnerte sie an die Schönheit dieser Erde. Er trägt ein so wunderschönes Gefieder und ist doch so bodenständig dabei. Wobei er durchaus fliegen kann, wenn es sein muss, sogar in Bäume. Wenn Blaue Feder Fasane sah, erinnerte es sie irgendwie an ihre Wurzeln. Da war so ein beglückendes Gefühl in ihr.

Sie hatte die Tage gedacht, sie müsste mal wieder die Fenster putzen. Bei dem Gedanken fiel ihr der Traum der Nacht wieder ein.

Sie hatte geträumt, dass Holler mit seinen Leuten durchs Dorf zog und alles mit Wasser reinigte. Alle Dorfbewohner stellten Sachen auf die Straße, die sie gereinigt haben wollten. Die Nachbarn stellten ihre Katzenklos auf die Straße. Bei Blaue Feder reinigte Holler den Gartenzaun und goß die Pflanzen. So zog er mit dem Wasser durch das Dorf.

Ihr wundert Euch vielleicht, dass Blaue Feder öfters von ‚Holler‘ erzählte. Es wundert sie selbst auch. Holler, das war zum einen die alte Frau Holle oder auch der Holunder, manchmal aber auch einfach der Gemeindearbeiter des Dorfes, der auch ‚Holler‘ hieß.

Blaue Feder hatte gelesen, dass ‚Imbolc‘ wahrscheinlich auf das altirische Wort ‚Imbfolc’” zurück ging. Übersetzt bedeutet dies ‚Waschung‘, ‚Reinigung’” oder auch ‚Läuterung‘. Auch der Februar leitet sich von dem lateinischen ‚februare‘ ab, was ebenfalls ‚reinigen‘ bedeutet.

Weiter erinnerte sie sich an die Worte ihres alten Lehrers. Einst lauschte sie als junge Frau seinen Worten, die von den Zwölf Arbeiten des Herkules erzählten. Im Wassermann ging es darum, die Ställe des König Augias zu reinigen. Die elfte Arbeit von Herkules erzählt von der Reinigung der Erde. Die Ställe des Königs waren total verdreckt. Die Leute hatten sich an die Situation gewöhnt und begannen darin zu leben wie lebendige Tote. Es starben viele Menschen. Herkules leitete dann zwei Flüsse durch die Ställe, sie zu reinigen und es glückte ihm.

Blaue Feder erinnerte diese Geschichte, an unsere gegenwärtige Situation. Als sie die Tage durch die weiße Schneelandschaft wanderte, erfreute sie dieser weiße jungfräuliche Anblick. Als würde Frau Holle ihr Land mit Schnee bedecken, um es mit den Wassern des Lebens zu neuem Leben zu erwecken.

Es ist wohl ein Prozeß, der auch in uns stattfindet. Auf uns selbst zurückgeworfen, beginnen wir vielleicht, manches in einem anderen Licht zu sehen.

Imbolc wird als Fest der Hoffnung und der Lichter gefeiert. Die Kelten verehrten an Imbolc die Göttin „Breo-Saighit“. Heute wird sie Brigid oder Brigida genannt. Frei übersetzt bedeutet ihr Name „flammender oder glänzender Pfeil“.

An die Göttin der Flammen erinnert das heutige ‚Maria Lichtmess‘.

Blaue Feder saß am Morgen im Bett und war berührt von den Farben des Sonnenaufganges. Die Mondin war in die Waage gewandert und die Venus in den Wassermann. In ihrem Herzen breitete sich eine sehr liebevolle Energie aus. Es erinnerte sie an ein Bild, das sie einst malte, dass sie gerne mit Euch teilen möchte.

Ein leichter Windhauch streifte ihre Wangen, wie von den Flügeln des Fasanes – einem Schamanen des Windes.

3 Kommentare zu „Ein Schamane des Windes

  1. Du hast mich wiedermal reich beschenkt, liebe Susanne! Und dann noch
    dieses erwärmende Bild….DANKE! Aus Fischerhude grüßt Dich, sigrid

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    1. Liebe Sigrid,
      das freut mich sehr.
      Manchmal weiß ich nicht so recht, was ich mir da zusammenreime oder male.
      Aber irgendwie ist mir das Bild die Tage etwas näher gekommen.
      Herzliche Grüße aus Ostrohe

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