Am Morgen war eine Christrose erblüht. Sie war Eine, die den Winter liebt.

Christrosen gehören zu den Hahnenfußgewächsen und sie sorgen mit ihrem Erblühen mitten im Winter immer wieder für eine strahlende Überraschung.
Die Rauhnächte waren vorbei. Der Wind der Veränderung hatte heftig im Tal der BroklandSau geweht. Es gab nur kurze windstille Pausen, in denen sich die Sonne zeigte und sie das Rotkehlchen anlachte.

Blaue Feder hatte viel geräuchert in den Rauhnächten. Sie hatte alle Räucher-Essenzen ausprobiert, die sie vorbereitet hatte. Sie war mit ihrer Räucherschale durch den Schwalbenhof gezogen, Raum für Raum. Das war eine sportliche Angelegenheit, gab es viele Räume auf dem Schwalbenhof. Sie hatte sich ihr Räucherfee-Diplom sichtlich verdient.
Ihr Rauhnachts-Teppich hatte sich mit Botschaften gefüllt. Die wichtigste Botschaft war für sie, einfach in den Augenblick zu tauchen und ihrer Intuition zu vertrauen. Die Situationen ändern sich rasant und sie konnte nur mitfließen.

Blaue Feder, Brauner Bär und Taiga mochten einige Räucher-Essenzen gerne und andere gefielen ihnen nicht so. Sie waren überrascht, wie angenehm sie den weihevolle Geruch des Weihrauches fanden. Der Weihrauch wirkte sich beruhigend auf ihren Geist aus.
Blaue Feder war auch der Duft der Myrrhe sehr angenehm. Er war Balsam für ihre Seele. Ihr Duft war warm, nahm sie liebevoll in den Arm und gab ihr ein erdiges Gefühl.
Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie die Wüste erblühte mit wunderbaren blauen Blumen.
Weihrauch, wie auch Myrrhe, werden aus dem Balsamsekret der Balsambäume gewonnen. Die besondere Wirkung auf Körper, Geist und Seele wurde schon im Altertum sehr geschätzt und sie zählten zu den größten Heilschätzen. Die Balsamdüfte tragen unsere Gebete und Segenswünsche in den Himmel.
Natürlich holte der Rauch auch das Bild der ‚Drei heilige Könige‘ hoch und die Frage, wer diese Drei wohl waren.

Diese Frage hatte Blaue Feder schon früh beschäftigt und so hatte sie in jungen Jahren in einer Weihnacht die ‚Drei heiligen Königinnen‘ gemalt.

Mittlerweile ging es ihr nicht mehr um die Frage, ob sie Königinnen oder Könige waren. Es ging wohl mehr um geistige Essenzen, mit denen wir beschenkt werden. Manchmal dachte sie, waren es vielleicht die Sterne selbst, die in jener Nacht am Himmel standen und dem Christkind seine Gaben mit auf den Weg gaben. Menschen personifizieren gerne geistige Prinzipien, damit sie sich das Nicht-Fassbare besser vorstellen können. Einige Sternenkundige sprechen beim ‚Stern von Bethlehem‚ von einem Stell-Dich-Ein von Jupiter und Saturn.
Blaue Feder wusste nicht, was damals geschah. Sie wusste nur, dass in der 13. Rauhnacht, die mancherorts auch Perchtennacht genannt wird, Wunder geschehen können. Ein kleines Wunder tat sich auch bei ihr auf. Erzählen mochte sie noch nicht davon, vielleicht später einmal. Spannend war, es ereignete sich, als sie ganz losgelassen hatte, vor der Glotze abhing und sich einen schönen Film anschaute. Die Räucher-Essenzen hatten ihr dabei geholfen sich zu entspannen. Sie hatte sich mit ihrem Rauhnachts-Retreat tatsächlich verzettelt, wie es ihre Schwestern, die Graugänse schon voraus gesehen hatten. Die Räucher-Essenzen halfen ihr zum Wesentlichen zurückkommen, dem Gold ihrer Geschichte.
In der Silvester-Nacht hatte sie mit Bernstein geräuchert, der auch ‚Gold des Meeres‘ genannt wird. Sein Duft war zuweilen etwas streng, hatte aber auf Blaue Feder eine befreiende Wirkung.
Sie würde noch einmal tiefer tauchen mit diesem Räucherwerk-

Sie folgte wieder ihrem Faden, der lautete: ‚Das Gold der Geschichte einsammeln‘.
Dem Ostroher Tannenbaum wurden schon die Lichter abgenommen. Am Sonntag würde das Dorf seine Tannenbäume gemeinsam verbrennen. Es war das erste gemeinsame Fest im Neuen Jahr.

Sie hatten keinen Weihnachtsbaum, nur ein paar Zweige, die Blaue Feder auf ihrem Weg gefunden hatte. Sie würde ihren Weihnachtsschmuck einsammeln und wieder in der Winterkiste verstauen. Am Abend wollte sie, wenn das Wetter es zuließ, ein kleines Feuer machen, die Zweige verbrennen und sich bei ihnen bedanken, hatten sie den Hof in einen schönen Duft getaucht. Sie hatte in diesem Jahr Kiefernzweige aufgehängt. Soweit sie wusste, war der Bernstein einst aus dem Harz alter Kiefern entstanden. Vielleicht tauchten sie noch einmal in seine Essenz.
Die Mondin war schon wieder dick aufgeplustert, wie das Rotkehlchen. Sie würde es bezeugen.

Jetzt, wo sie diese Zeilen schreibt, lacht sie das Rotkehlchen im Garten an und die Sonne kommt heraus. Dann steht dem Feuer am Abend wohl nichts im Wege.
schöne geschichte!
schöne fotos!
schönen start in die neue woche, liebe susanne!
aljoscha waldwanderer
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Danke lieber Aljoscha, wünsche Dir auch eine schöne Woche, Susanne
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