Ein Nachklang zum Seepferdchen

Bei der Gymnastik am Morgen sagte Brauner Bär: ‚Jetzt machen wir das Seepferdchen‘.

Es war eine Übung, als würden sie vom Beckenrand ins Wasser springen. Blaue Feder grinste, denn nun wusste sie, was mit dem Seepferdchen gemeint war. Es war wie die Vorstufe zum Freischwimmer.

Beim Seepferdchen ging es in erster Linie darum, die Angst vorm Wasser zu verlieren. Das Seepferdchen wird bestanden mit einem Sprung vom Beckenrand, 25 Meter Schwimmen und dem Heraufholen eines Gegenstandes aus schultertiefem Wasser.

Das hörte sich nicht so schwer an und doch tat sich Blaue Feder derzeit etwas schwer. Als die neue Mondin am Himmel stand, fällte sie innerlich eine Entscheidung und prompt spürte sie, wie Ängste ans Licht schwemmten.

Mit der dunklen Luna hängte sie auch die Wilde Frau ins Atelier, die auf dem Wind der Veränderung surfte. Alle waren begeistert von der wild-dynamischen Wurzel.

Sie war der Star der Ausstellung und Blaue Feder dachte, sie hatte doch gar nichts dazugetan – sich nicht groß angestrengt – nur zwei Nägel in ein Rund geschlagen, eine Beifuß-Wurzel als Kopf angeklebt und sie aufgehängt. Die Natur schafft einfach Wunderbares. Es gab ihr zu denken.

Sie hatten sich wieder viel Arbeit gemacht. Zwei Wochen ihres Urlaubs für die Ausstellung geackert und den Garten hübsch gemacht. Die beiden älteren Mit-Aussteller waren gekommen und gegangen, wie sie wollten. Das war wohl der Bonus des Alters. Die Arbeit blieb an Blaue Feder und Brauner Bär hängen.

Als sie das Brennnesselbild von Brauner Bär so prominent in der Ausstellung hängen sah, wurde ihr klar, dass eben diese Pflanze auch in ihrem Garten sehr präsent war. Vermutlich hatte Blaue Feder ordentlich Brennnesselsamen in den Kompost oder in das Gießwasser gegeben und es waren in allen Beeten Brennnesseln gewachsen. Soviel Brennnesselspinat oder Tee konnten sie gar nicht trinken. In einem Mars-Jahr war es nicht verwunderlich, dass eine Mars-Pflanze auf sich aufmerksam machte. Blaue Feder hatte zu Jahresbeginn versucht das Brennnesselgarn zu spinnen. Es war ihr nicht gelungen. Ob es ihr mit frischen Stängeln gelang?

Die Tomaten waren so gut wie abgeerntet. Es hatte immer mal wieder eine leckere Tomatensuppe gegeben mit viel Kapuzinerkresse, denn auch die wucherte sich durch den Garten.

Aus der Großen Stadt hatte sie ein Bild mitgebracht. Es hatte all die Jahre über ihrem Bett gehangen. Ein kleiner Drache war darauf abgebildet.

Magst Du auch rote Tomatensoße?‚ war der Titel des Bildes.

Mittlerweile sah Blaue Feder die Drachen überall, selbst im Efeu.

Der Garten hatte sich zur Ausstellung bevölkert. Da standen Dreie, die tuschelten miteinander, bunte Planeten reihten sich aneinander und ein stand still und beobachtete nur.

Im Kuhstall krabbelte so einiges Ge-Tier.

Sie hatte ihr Libellen-Bild fertig gemalt.

Sie fand es etwas kitschig, aber es ging wohl weniger, um ihre Bewertung, als darum, dass nun viele Drachen-Wesen die Ausstellung begleiteten. Heartly, the Dragon-Fly freute sich jedenfalls über ihre Schwester, die Prachtlibelle und auch Uwe fand es wunderbar, hatte er ebenfalls viele Libellen im Kuhstall aufgehängt.

Die Ausstellung war reich besucht. Viele waren begeistert, auch von ihrer Gastfreundschaft. Viele Freunde waren gekommen und auch einige neue Gesichter. Blaue Feder lauschte spannenden Geschichten und einige fanden Gefallen an ihren Geschichten.

Einst hatte sie von eigenen Büchern geträumt und nun lagen bereits viele auf ihrem Büchertisch.

Es war nun eine Weile her und ein paar wunderbare Begegnungen waren ihr nachgegangen. Da war Eine mit einer Malschule in Wacken, und eine Andere, die wie sie gerne mit der Wolfsfrau ging. Besonders war ihr das Strahlen einer Frau in Erinnerung geblieben. Sie gehörte zu den Heider Patchwork-Frauen. Die Patchwork-Frauen trafen sich regelmäßig zum Schnacken und zum Nähen. Wollte sie sich ihnen vielleicht anschließen?

http://www.patchworkkreis-heide.de/

Vor der Ausstellung war sie in die Natur gegangen. Die Graue hatte ihr eine Feder mit auf den Weg gegeben.

Am Wegesrand lachte sie die Mariendistel an und Blaue Feder lächelte zurück. Sie wünschte ihr eine schöne Ausstellung und riet ihr: Lach mal wieder!

Da fiel es ihr auf, das Lächeln war ihr wohl auf dem Weg irgendwo abhanden gekommen. Rund ums Jahr waren ihr Menschen begegnet, die strahlten, denn sie taten, was sie liebten. Auch die Mariendistel gehörte zu den Marspflanzen, doch trug sie Maria in ihrem Herzen.

Die Feder von der Grauen gesellte sich zu der wildweisen Wurzelfrau.

Das Wochenende war wie im Fluge vergangen, Blaue Feder hatte viel gelächelt und die Erdbeeren im Garten weggenascht. Es war eine feine kleine Ernte, trotz vieler Widrigkeiten und sie war zutiefst dankbar.

Sie räumten auf und packten ihre Trolleys. In den Ausstellungsnächten hatte Blaue Feder kein Auge zu – es waren zu viele Eindrücke und die Beine schwer vom vielen Treppauf-Treppab. Als der Wecker am Morgen danach klingelte war sie arg müde. Es zog sie gen Westen auf eine Insel in der Nordsee. Gerne möchte sie mehr von dieser Insel erzählen – welche Pfade sie dort gegangen waren.

– Doch, ein anderes Mal – es dämmert bereits, das Zwielicht zieht auf, die Fledermäuse fliegen ihre Kreise – Zeit loszulassen.

4 Kommentare zu „Ein Nachklang zum Seepferdchen

  1. hallo liebe susanne!
    schön, mal wieder von dir zu lesen!
    licht und schatten, leichtes und schweres schimmern durch deine erzählungen hindurch.
    danke dafür und fürs teilen.
    und nun feinen erholsamen urlaub auf der insel im westen.
    liebe grüße aus den eifelwäldern.
    aljoscha
    .

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    1. Lieber Aljoscha,
      es liegen wohl grad Licht und Schatten nah beieinander – nicht so leicht im Gleichgewicht zu bleiben. Der Insel-Urlaub liegt leider schon hinter mir. Gerne würde ich noch eine Woche dort verbringen – doch ruft der Brotjob. Liebe Grüße in die Eifel, Susanne

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