Seit drei Tagen wachte Blaue Feder am Morgen mit dem gleichen Lied auf: Fields of Gold von Eva Cassidy, einer Sängerin, die schon in jungen Jahren gestorben war und wunderbare Lieder mit ihrer einzigartigen Stimme hinterlassen hatte. Besonders mochte sie ihre Interpretation von Ain’t No Sunshine.
Das Lied erinnerte sie, es war wohl an der Zeit das Gold ihrer Geschichte einzusammeln. Die Sonne war in den Schützen weitergewandert und Blaue Feder zündete sich jeden Abend ein Feuer an, tauchte in die Stille und sann über ihre Geschichten nach, die sie durch das Jahr begleitet haben.
Es gab noch einen letzten Raum in ihrem Geschichten-Haus, in dem war eine kleine Figur zu sehen, die ihr vorkam wie der Däumling, der forschen Schrittes, wie mit Siebnmeilenstiefeln daher kam. Eine kleine Schatztruhe war in dem Raum und darauf lag eine vergoldet Schnecke. In das kleine Herz an der Wand hatte sie ‚Bewegung‚ geschrieben.

Wie passte das zusammen, waren der laufende Däumling und die Schnecke wohl erst einmal Gegensätze.
Schlagartig war es kalt geworden und in den Nächten fing es an zu frieren. Auf dem Schwalbenhof wurden die Blumenkübel in den Stall gebracht und im Atelier der Blauen Feder wurde das Wasser abgestellt, damit die Rohre im Winter nicht einfroren.
Zum Wochenende kam die Sonne raus und Blaue Feder und Brauner Bär fuhren mal wieder zum Mühlenteich. Auf dem Teich waren erstaunlich viele Stockenten unterwegs.


Rund um den Mühlenteich hingen immer noch die Friedenstauben, die Bilderrahmen und die Bienen in den Bäumen. Diesmal schauten sie sich die Gebilde näher an.



Das Motto dieser Aktion war auf ein Holz gemalt:

Miteinander und Füreinander
Die Sonne tauchte die Buchenblätter, die Westerau und die Wanderer in ihr Goldenes Licht.



Das Buchenlaub hatte den Weg verschwinden lassen und so gingen sie neue Wege und hatten Freude durch das tiefe Laub zu rascheln. Sie besuchten den Adler, der immer noch auf seinen Platz thronte.

Blaue Feder fand wieder eine Feder vom Graureiher. Die Tage wurde sie von der Grauen begleitet. Wenn sie sich mit ihren Nordic-Walking Stöcken in eine Stock-Ente verwandelte, traf sie die Graue an verschiedenen Orten. Manchmal war sie in Begleitung des weißen Silberreihers. Sie waren ein ungleichen Paar, doch gehörten sie zusammen und Blaue Feder war immer sehr beglückt sie Jahr um Jahr zusammen zu sehen. Es war ähnlich wie bei Brauner Bär und ihr.
Die Graue machte es ihr vor. Sie ging ein paar Schritte und hielt dann inne, um zu lauschen, bevor sie den nächsten Schritt tat. So wollte sie es auch halten.

Mit der Neumondin tauchte ein altes Thema in ihr Bewusstsein. Auf Sylt hatte sie eine Zecke gebissen und nun hatte sie eine Borreliose. Zur Sicherheit ließ sie eine Ärztin auf die Wanderröte schauen, die ihr die Diagnose bestätigte. Begeistert war sie nicht, dass kannst Du Dir wohl denken. Wieder daheim machte sie sich erst einmal einen Engelwurztee. Die Engelwurz hatte sie das ganze Jahr begleitet und und nahm sie wie ein Schutzengel in den Arm. Der Trost tat gut.
Sie träumte die Tage sogar von ‚Angelika‘, die sie bei einem Benefizlauf in Berlin begleiten würde. Die Angelika-Wurzel würde also mitlaufen, wobei sie und Angelika im Traum bei dem Lauf ein bisschen schummelten und ein Stück mit der S-Bahn fuhren.
Mit den Borrelien kam also ‚Bewegung‘ ins Spiel. Jeden Morgen, wenn es passte, lief sie zum Sonnenaufgang forschen Schrittes ihre Runde, damit sie einmal am Tag ins Schwitzen kam und gleichzeitig sorgte sie dafür, dass sie genug schlief, trank Holunderblüten am Abend, ernährte sich basisch mit viel Wurzelgemüse und ließ es sich gut gehen mit Fussbädern, Öl-Massagen und dergleichen. Schon das ganze Jahr bemühte sie sich, ihr Gleichgewicht zwischen Bewegung und Ruhe zu finden. Verlor sich ihr Mut, dann kam auch ihr geliebter Beifuss zum Einsatz, ob geräuchert oder als Tinktur.
Sie besuchte auch die Alte vom Weißdorn, die eine gute Beraterin war, wenn es um das Thema Heilung ging. Sie stellte sich zu ihr, schloß die Augen und bat um eine Medizin für das kommende Jahr. Im Grunde wusste sie schon, was ihr die Alte in die Hände legen würde – es war eine Zecke. Eine ungwöhnliche Medizin, dachte sie, allerdings waren der Pompesel und die Stinkmorchel nicht minder ungewöhnlich.

Sie bedankte sich für diese Medizin, die sie durch das kommenden Jahr begleiten würde. Ihr wurde klar, die Natur würde sie auf ihrem Weg begleiten.
Auf diesem Walk fiel ihr ein, dass sie vor etwa dreißig Jahren, als sie sich einen Wurm aus Indien mitgebracht hatte, im Tropeninstitut auch Antikörper von Borrelien im Blut gefunden wurden. Blaue Feder war damals wie heute im Saturn-Return – die alte Weise ließ also grüßen. Irgendwie fühlte es sich stimmig an, dass diese alte Geschichte noch einmal aufflammte. Sie hatte die letzten 30 Jahre viele Schmerzen im Körper, die schubweise immer wieder aufgetauchten, ohne das jemand einen Grund dafür fand. Wer weiß, vielleicht gab es einen Weg auch diese alte Geschichte zu heilen. Sie selbst hatte immer Angst gehabt Rheuma zu bekommen, wie die Mutter, doch das war es nicht und so gewöhnte sie sich an den Schmerz und lebte mit ihm.
Die Tage träumte sie von ihrer Mutter, die ihr Leben lang unter Depressionen gelitten hatte und ihre Mutter verwandelte sich im Traum in eine lebenslustige Frau, die sie im Kern immer gewesen war. Sie hatte in diesem Traum einen Hof mit Selbstversorgung, einen Blumen- und Bücherladen.
Als die neue Mondin am Himmel stand, trafen sich zwei Kräuterfrauen und rührten in ihrem Kessel einen Zaubertrank an. Die Eine kam von der Schwäbischen Alp und die andere vom platten Land. Als sich die Frau aus den Bergen im Tal der BroklandSau umschaute, kam sie auch ins Ostroher Moor und hatte das Gefühl, dies sei ein guter Ort sich niederzulassen. Das konnte Blaue Feder nur bestätigen.
Welch ein Glück, denn nun brauten sie miteinander eine Kräutertinktur mit allerhand spannenden Kräutern. Blaue Feder tat die Kräuter aus dem Moor in den Topf, wie den Beifuss, die Engelwurz, die wilde Karde, das Sumpfhelmkraut, Blüten und Blätter vom Weißdorn und Hagebutten durften nicht fehlen. Die Frau aus den Bergen wusste um Kräuter aus fernen Ländern und heilenden Pilzen mit lustigen Namen, wie Igel-Stachelbart. Nah und fern wurde verrührt und Taiga, ihre Katze, legte noch Taigawurzel, Katzenkrallen, eine Maus, Zecken und Flöhe hinein. Auch ein paar Essenzen Schulmedizin wurden untergerührt. Als es im Kessel blubbert kamen noch gute Segenswünsche mit in den Topf, Liebe allen voran, eine Prise Zuversicht und viele Löffel Vertrauen und Gleichgewicht. Drei Monate würde nun die Blaue Feder schlückchenweise diesen heilenden Trunk zu sich nehmen.
Welch ein Glück, dass sich die Kräuterfrau von der Schwäbischen Alp bei ihr einfand, war sie auch eine Gärtnerin und hatte eine Gartenakademie ins Leben gerufen. Das war es, was Blaue Feder gesucht hatte, war ihr Selbstversorgung-Projekt in diesem Jahr ziemlich in die Hose gegangen. Auf dem Marschboden wuchs einfach kein Gemüse. Ein neues Forschungsfeld tat sich auf rund um den Garten, die Kräuter, das Thema Heilung und mit anderen es gemeinsam zu erkunden.
Entscheidend war wohl, wohin sie ihren Fokus lenkte, daran erinnerten sie die Bilderrahmen am Mühlenteich. Vertrauen und die Freude am Leben standen bei ihr im Fokus. Sie würde ihren Forscherinnen-Hut aufsetzen und lauschen, was ihr die Borrelien und die Zecken erzählten. Es gab so kleine Plagegeister, mit denen wollte sie lieber nichts zu tu haben. Doch vielleicht konnte sie auch zu diesem kleinen fremden Volk eine Brücke der Verständigung bauen.

Seit Juli war der Jupiter rückwärts gelaufen und Blaue Feder hatte es in ihren Knochen gespürt, wie das Glück wenig zu greifen war. Nun, mit der dunklen Luna hatte er innegehalten und sich überlegt, wieder vorwärts zu laufen. Das war eine gute Idee, fand die Blaue Feder.

Sie besorgte sich ein paar Zweige. Eine Nachbarin hatte gerade ihre Stechpalme geschnitten. Sie holte die Weihnachtskiste runter, der Weihnachtswichtel hüpfte auf den Küchentisch, sie heizte sich die Küche ein, legte schöne Musik auf und flocht zuerst ihren Stern der Freude. Dann schmückte sie den Hof mit Kiefernzweigen, alten Sternen und Kugeln von Brauner Bärs Mutter und stellte die alten getöpferten Krippenfiguren von Oma Anni auf. Hier und dort tanzten selbstgebastelte Beifuß-Elfen und Knopftannenbäume und sie schmückte einen Adventskranz.

Der Ringzauber konnte beginnen und sie freute sich auf die schöne Zeit bei Kerzenlicht mit ihren Liebsten. Sie liebte dieses familiäre Miteinander und Füreinander.
Nun hing der Stern der Freude wieder am Schwalbenhof und Blaue Feder wünscht auch Dir eine schöne Adventszeit.

Beipackzettel: Beim Zaubertrank ließ die Blaue Feder künstlerische Freiheit wallten!
Hab DANK, liebe Susanne für deine lieben Wünsche zur Adventszeit, die ich dir und dem Braunem Bär von Herzen ebenso hier als einen kleinen Adventskranz in Worte mit einflechte…
Möge dein wundervoller Zaubertrunk dich gut und sicher durch deinen HeilungsProzess führen, dich sanft heilsam begleiten…
Liebste Grüße,
Elke
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Danke, Du Liebe, wir zünden gleich die erste Kerze an. Sind es heute gemütlich angegangen. Habt eine schöne Adventszeit. Herzensgrüße 💚
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Ohja, liebe Susanne, diesen Song von Eva Cassidy mag ich auch ganz besonders und ich habe auch die CD „Songbird“ in meinem Regal stehen. Ich mag ihre Version lieber als das Original von Sting.
Ich wünsche dir einen wunderschönen und stimmungsvollen 1. Advent!
Liebe Grüße aus dem Bergischen Land…..von Rosie
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Liebe Rosie, wusste garnicht, dass das Original von Sting ist, den mag ich auch sehr. Liebe Grüße vom platten Land, Susanne
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Vielen Dank Susanne für die schöne Erzählung. Ich werde mich bei dir umsehen, es lohnt sich. Auch ich wünsche dir eine frohe Adventstage. Herzliche Grüße Ernst
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Lieber Ernst, entschuldige, ich habe nie auf Deine liebevolle Rückmeldung geantwortet. Das möchte ich jetzt nachholen und Dir einen schönen vierten Advent wünschen. Herzensgrüße Susanne
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Erlebe auch Du einen frohen vierten Advent. Liebe Grüsse Ernst
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Wie schön, wieder Deine Beiträge lesen zu können…Herzensgrüsse von Sigrid aus Fischerhude
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Hach, liebe Sigrid, wie schön von Dir zu lesen. Ich hoffe, es geht Dir gut. Liebe Grüße nach Fischerhude,
Susanne
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Die Bienenhotels sind ja allerliebst 🙂
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Ja, eine tolle Idee!
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