Seit geraumer Zeit nahm Blaue Feder an einem Embodiment-Jahrestraining teil. Zwei wunderbare Frauen schufen auf ihre unbeschreiblich einfühlende Art und Weise auch online eine wunderbare Gruppenatmosphäre. Ihre Freundin hatte ihr Katinka Sanchez und Anna Carina Heimer empfohlen und sie war ihr immer noch dankbar. Die Beiden hatten ihre eigene KörperSinn-Methode entwickelt und Blaue Feder mochte ihre liebevolle Herangehensweise sehr.
Sie war ein wenig reizüberflutet von der Großen Stadt, freute sich auf das Training, heizte den Ofen ein und breitete ihre kuschelige Yogamatte aus. Sie hörte Katinka immer wieder vom Fließen, vom Lebensfluss sprechen und von ihrer ersten großen Liebe – der Bewegung erzählen, da war Blaue Feder unter ihrer Decke schon eingeschlafen.
Ihre Träume trugen sie fort. Sie träumte von einem heftigen Wintersturm. ‚Frederick‘ hieß der Sturm und war im Norden mit einer Sturmflut angekündigt worden. Vielleicht war es ein Gruß von ihrem Bruder aus Irland. Eine Krähe lud sie ein, mit ihr auf das freie Land zu fliegen. Noch schien ein wenig die Sonne und Blaue Feder träumte davon, wie Frederick, die Maus ein paar Sonnenstrahlen für dunklere Tage einzusammeln.

Sie begrüßte kurz Sturmwind, der sich auf dem Lindenhof hinter einem Zaun versteckte


Am Dorfausgang wehte die Brasilianischen Fahne mit ihrem Motto ‚Ordem e Progresso‚, was soviel wie Ordnung und Fortschritt bedeutet.

Die Wolken hüpften wie Hasen über den Himmel und schlugen ihre Haken.

Sie tauchte mit der Krähe in ihren Krähenschwarm und gemeinsam verwandelte sich in die Krähenfrau. Als Krähenfrau flogen sie über das Land.


Sie sah eine kleine alte Frau mit flotten Schritten ihre Wege ziehen. In der vergangenen Zeit begegnete sie ihr öfters. Forschen Schrittes zog sie ihre Runden. Sie riet zur Eile, würde das Wetter bald umschlagen.

Hier und da sammelte Blaue Feder noch etwas blauäugig ein paar Sonnenstrahlen ein.

Schon nahmen ihre Schwestern die Gänse sie mit auf eine Runde.


Sie wunderte sich noch, wie die Vögel überhaupt bei diesem Sturm fliegen konnte, schon riss der Wind sie hoch hinauf und der Seeadler begrüßte sie.

Er zeigte ihr, wie sie die Thermik nutzen konnte, um ihre Kreise zu ziehen. Blaue Feder blieb im Sturm fast der Atem weg. Dann verstand sie, sie musste loslassen. Es ging besser, wenn sie wie der Adler ihre Flügel ausbreitete und sich mit dem Wind treiben ließ. Sie tanzte mit dem Adler wie auf einer Welle.
Die Sturmböen wurden heftiger und ihr war ein bisschen mulmig. Sie dachte an die eilende Frau und flog nun auch schneller. War es der Adler oder war es ‚Frederick‚ der Sturm, der sie an Patti Smith und ihr gleichnamiges Lied erinnerte. Schon flog sie mit Patti to the Land of Love.
Wie jung Patti damals war. Sie feierte gerade ihren 76. Geburtstag und hatte ein neues Buch herausgebracht. Das Buch der Tage mit einem Foto für jeden Tag. Ach, könnte sie sich doch wie Patti auf ein Foto pro Tag fokussieren. Sie war gerade dabei ihr Buch von der BroklandSau noch einmal zu überarbeiten mit einem Text auf der einen Seite und einem Bild auf der anderen.
Am Großen Mondsee tauchte sie in die Wellen, die an diesem Tag Schaum schlugen.

Ein paar Kormorane traten mit ihr den Heimweg an. Es war an der Zeit sich in den schützenden Schwalbenhof zurückzuziehen. Die Sturmböen nahmen immer mehr zu.

Kurz zeigte ihr noch ein Sperber, wie er selbst bei diesem Sturm in der Luft stehen bleiben konnte.

Die Kunst war wohl mit den Elementen zu tanzen. Mit den Wind zu fliegen, mit dem Wasser zu fließen, mit der Erde zu träumen und das Feuer der Schöpferkraft zu nähren.

Blaue Feder war froh, als das Dorf wieder in Sichtweite kam. Sie landete vorsichtig und konnte sich kaum auf ihren Füßen halten. Die Windböen waren auf der Erde noch heftiger, als im Flug. Manchmal unterschätzte sie die Naturgewalten. Auch Taiga und Brauner Bär waren froh, als sie wohlbehalten wieder zurückkam. Taiga konnte sich wieder entspannen und ein Schläfchen halten.

Apropos Schläfchen, als Blaue Feder aus ihrem Traum erwachte, war ihr Feldenkrais-Kurs schon beendet. Tiefenentspannt startete sie in den Tag. Manchmal lernte sie im Schlaf mehr, als im Tagesbewusstsein. Mittlerweile pfiff Frederick durch jede Ritze im Schwalbenhof, der alte Hof ächzte und im Ofen brannte warm ein Feuer. Blaue Feder hoffte sehr, dass ihre Dorfeiche den Sturm unbeschadet überdauerte.
Körpersinn-Methode
https://www.koerpersinn-methode.de/ und https://www.youtube.com/@KoerperSinnMethode
Schöner Beitrag. Gefällt mir. Weiter so.
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Lieber Jürgen, kann ich mir vorstellen, dass Dir der Beitrag gefällt, bei so vielen Vögeln. Sogar mit dem Adler durfte ich heute fliegen. Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag und hoffe, bei Dir stürmt es nicht so dolle. Herzensgrüße, Susanne
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Danke Dir. Vögel sind meine Leidenschaft. Das hast Du richtig erkannt.LG Jürgen
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Du hast schön geschrieben, wie immer. Sind die Bilder von deinem Hof? Ist der Mondsee in deiner Nähe? Mir gefallen deine Fotos immer so gut, weil sie so wirklich, so lebensnah sind und irgendwie das Leben beschreiben, das im Grunde auch mein Alltag ist, obwohl ich ja weiter nördlich wohne. Doch so viel anders ist es hier auch nicht, zumindest im Süd-Osten Dänemarks
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Danke liebe Liv, für Deine liebe Rückmeldung. Ja, ich schreibe immer von dem, was ich in meiner Umgebung erlebe. Der Große Mondsee ist 10 Minuten von unserem Hof entfernt im Ostroher Moor. Ich habe ihn so genannt , weil sich dort oft die Menschen aus dem Dorf treffen, wenn es einen besonderen Mond zu bewundern gibt, der sich dann schön in dem See spiegelt. Herzensgrüße, Susanne
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Ach so… wegen dem Flug der Vögel hatte ich noch sagen wollen, kennst du ein Phänomen, das sort sol, schware Sonne, heisst? Da fliegen die Stare bei uns in ganz besonderen Formationen.
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Ich wusste nicht, dass es ’schwarze Sonne‘ heißt, aber ich schaue den Staren gerne zu, wenn sie ihre Formen fliegen.
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