‚Tanz der Schatten‘

Samhain wurde sie eingeladen zu einem Ahnen-Fest. Einige Frauen trafen sich online per Zoom, hatten sich geschminkt und waren in eine Maske, in ein Kostüm geschlüpft.

Es war spannend, selbst in den Archtyp der Tödin, der schwarzen Frau, der Hagazussa zu schlüpfen. Früher hatte Blaue Feder einen großen Kostümfundus, als Kostümbildnerin nicht verwunderlich. Mittlerweile hatte sie alles ausgemistet, weitergegeben, verschenkt und so wurde improvisiert. Sie schlüpfte in ein schwarzes Kleid, fand noch ein T-Shirt mit einem goldglitzernden Totenkopf. Sie hatten beim Kaufladen einen Totenkopf mit Süßigkeiten für die Kinder gekauft. Der bekam eine LED-Kerze verpasst.

Blaue Feder hatte sich gefühlte Ewigkeiten nicht mehr geschminkt – war erst etwas unsicher, aber schminkte einfach was ihr kam. Wer war diese Frau, dieses Wesen, das sie aus dunklen Augen anschaute?

Just an diesem Tag gab ihr Laptop seinen Geist auf. Sie hatte gerade alle Fotos von ihrem Handy runtergeladen – über 2000. Die waren nun wech und sie fühlte sich einfach nur erleichtert. Sie musste sie nicht wohin sortieren. Sie trauerte nicht einem Foto hinterher – das fand sie spannend.

Es dauerte dann zwei Stunden bis sie auf ihrer alten ‚Gurke‘ die Boom-Box und das Zoom-Programm eingerichtet hatten. Blaue Feder merkte, wie sie dieser ganze technische KrimsKrams ein wenig aus der Freude brachte. Sie versuchte sich wieder in Stimmung zu bringen, in dem sie in ihrem Atelier die Discokugel anschaltete.

Brauner Bär startete mit ihr ein kleines Foto-Shooting.

Sein oder Nicht Sein‚, das war hier die Frage.

Wie fühlte sie sich selbst als Schwarze Frau?

Sie spürte in sich stark die heilige Narrenkraft. Ihr saß sozusagen der Schalk im Nacken.

Als sie mit dem Leuchtschädel spielte und tanzte, erinnerte es sie an die Szene aus Hamlet, wo er mit dem Totenschädel von Yorick spricht. Yorick war der Hofnarr, der König der Spaßmacher.

Nun konnte sie ein wenig nachvollziehen, warum schon am 11.11. um 11:11 die Narrenzeit begann. Es ist dieser Nullraum, der sich in der dunklen Zeit des Jahres öffnet. Sie dachte an die alte Cerredwen, die in ihrem Kessel die Ursuppe rührt. Alles, was in diesem Jahr nicht so recht geklappt hatte, sich nicht rund anfühlte, unbefriedet war, konnte sie nun in den Kessel der Erdmutter zurückgeben. In ihrem Kessel, ihrem Schoßraum, würde es durchgesiebt, gut durchgerührt, vermischt, gar gekocht, aufgelöst, geheilt und neu zusammengesetzt in den Kreislauf zurückgesandt – als Essenz für neue Samen.

Sie hatte sich geschminkt, verkleidet und dann funktionierte ihre Kamera an der ‚Gurke‘ nicht. Dass passte zu dem ganzen Vorhaben. Vielleicht war auch ihr alter Laptop beleidigt, weil sie ihn immer ‚Gurke‘ nannte.

Spät am Abend wurde getanzt – doch war die Musik nicht so ihre und gab auch technische Probleme auf der anderenSeite der Leitung. Brauner Bär hörte auch gerne Techno-Musik beim Malen und kam dabei in einen Flow. Ihre Seele liebte eher die ruhigeren Töne und die Stille. Deshalb hatten sie auch beide ihre eigenen Ateliers. Kurzum, bei dem ganzen Technik-Gedöns kam sie nicht wirklich nach Innen.

Vieles an dieser Geschichte holperte und stolperte. Die heilige Närrin in sich zu spüren, fand sie sehr belebend und Taiga auch. Ihr war sehr danach wieder in diesen Nullraum der Narrenkraft zu tauchen, in dem alles sein durfte. Sie dachte an ihr Narrenkastl und spürte Freude. Dem Faden würde sie weiter nachspüren.

Vielleicht würden sie noch einmal zu zweien tanzen, Taiga und sie, zu den 5 Rhythmen von Gabrielle Roth & The Mirrors – ‚Bones‚ konnte sie sich gut vorstellen für einen Totentanz.

Die Tage bekam sie den Newsletter von Birke, die bald ein gleichnamiges Masken-Seminar ‚Tanz der Schatten‚ anbietet. Wer mag, kann hier stöbern.

https://www.den-wandel-begleiten.de/

4 Kommentare zu „‚Tanz der Schatten‘

  1. sehr schöne maske und totenkopflampe und t-shirt und discokugel. herrlich!
    ich habe viele jahre in köln gelebt und der 11. 11. ist unsereins heilig, grins.

    danke für den bones tipp, werde ich mal reinhören.
    hier bei uns im städtchen hat witzigerweise gerade ein fünf rütmen 😉
    tanzabend projekt begonnen.
    die ersten eineinhalb stunden fand ich recht ansprechend…

    hab´s gut!
    aljoscha
    .

    Gefällt 1 Person

    1. Lieber Aljoscha, ich bin zur Faschingszeit geboren und war immer ein großer Fan vom Verkleiden. Nicht ein Geburtstag verging ohne ein Kostüm-Fest. Diese Tradition könnte ich eigentlich mal wieder einführen. Hier im Norden, wo ich jetzt wohne, gibt es auch eine kleine Karneval-Hochburg. Gabrielle Roth & The Mirrors hat viele Platten aufgenommen. Ich suche mir immer mal eine aus, je nach Stimmung und kann dabei gut meinen inneren Bildern nachgehen. Herzensgrüße, Susanne

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