Hollerblüten

Als sie heimfuhr, fielen ihr die üppigen Hollerbüsche auf. Wie schon der Weißdorn, blühte auch der Holler in diesem Jahr besonders weiß.

Blaue Feder freute sich schon die ganze Woche – sie hatte sich den Film ‚Der Geheime Garten‘ besorgt. Er war in die Kinos gekommen, als es den Herbst-Corona-Lockdown gab. Nun gab es ihn auf DVD. Der liebevoll gestaltete Film, für den Aurora den Titelsong beigesteuert hat, berührte sie schon sehr auf seine märchenhafte Weise.

Die volle Mondin bekam Blaue Feder garnicht zu Gesicht. Dafür sah sie den Steinmarder kurz in der Dämmerung durch den Garten hüpfen.

Dann kamen noch die Igel und zogen schnaufend ihre Kreise. Darüber schlief Blaue Feder ein und verschwand im Reich von Frau Holle.

Am Morgen lachten sie die Hollerblüten an. Sie waren vollgesogen mit der Vollmond-Energie. Sie ging eine Runde und die alten Hollerbüsche schenkten ihr gerne ein paar Blüten. Sie tauchte in ihren Duft und ihr Fülle begeisterte sie. Sie hatte den Eindruck, die Natur gab aus vollen Händen.

Es gab einen alten Holler-Baum in ihrem Garten, der teilweise schon abgestorben war, währen der andere Teil noch blühte. Er steht auf der Grenze zu drei Grundstücken hinterm Kompost, umrandet von frauenhoher Brennnessel.

Sie grüßte die alte Holler in ihrem Garten. Sie hatte sehr viel Ehrfurcht vor diesem heiligen Baum. Dieser Baum war ihr eine liebevolle Lehrerin. Blüten und Früchte pflückte sie, aber sie würde nie ihr Holz beschneiden. Sie setzte sich eine Weile in ihren Schatten. Sie hatte den Eindruck, sie verband das Alte mit dem Neuem, ist sie ein Schwellenbaum, der uns ins Leben hinein – wie auch aus dem Leben herausbegleiten kann. Das Weiß ihrer Blüten, das Schwarz ihrer Beeren und das tiefe Rot ihres Saftes waren seit Alters her die Farben der Großen Mutter

‚Weiß wie Schnee, Rot wie Blut und Schwarz wie Ebenholz.‘

Es gab es auch einen jungen Busch auf ihrem Grundstück, der in diesem Jahr das erste Mal zwei Blüten trug.

Blaue Feder setzte mit den Blüten einen Saft an. Sie tat nur Zitronen und Zitronensäure hinein und kochte sie kurz mit Wasser auf. Auf den Zucker verzichtete sie ganz. Sie würde den Saft über Nacht ziehen lassen und dann in Flaschen abfüllen.

Ein paar Sternenblüten waren abgefallen und davon machte sie sich einen Tee. Sie roch an dem Tee und nahm ein paar Schlucke. Es war ihr, als würde sie Tief in die Erde eintauchen. Sie verband sich mit dem Herzen von Mutter Erde. Sie hörte den ruhigen stillen Herzschlag von Mutter Erde. Es wurde still in ihr und ihr Herz schlug im Rhythmus von Mutter Erde.

Sie kam runter und wurde müde. Sie schnappte sich die Holunderelfe, die nun auch bei ihr eingetrudelt war, mit vielen schönen Sommergeschichten rund um das Thema ‚Pause‘. Sie freute sich, weil auch ihre Geschichte vom ‚Seerosenkarpfen‘ so liebevoll gestaltet war und sie setzte sich raus und machte eine Pause.

https://holunderelfe.com/

5 Kommentare zu „Hollerblüten

  1. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass „Der geheime Garten“ verfilmt wurde! Eins der schönsten Bücher, die ich kenne, die Geschichte ist einfach zauberhaft. Vielleicht muss ich mir den Film mal ansehen, die Ausschnitte in dem Video sehen gut aus. Ist der Rest auch so gut geworden?
    Ein schönes Wochenende wünsche ich dir!
    LG Anna

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    1. Liebe Anna, die Premiere ist leider durch Corona untergegangen. ‚Der geheime Garten‘ ist auch einer meiner Lieblingsgeschichten. Er weicht ein bisschen von der Ursprungsgeschichte ab und webt zauberhafte eigene Bilder. Ich war hin und weg. Liebe Grüße, Susanne

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  2. So viele Igel hast du im Garten? Das ist ja toll und sogar einen Marder. Der Geheime Garten ist auch eins meiner Lieblingsbücher. Die Musik ist schön! Ich glaube, es gab schon frühere Verfilmungen, aber ich habe noch keine gesehen. Vielleicht besorge ich mir mal eine, obwohl das Buch mit der eigenen Phantasie auch sehr schön ist 🙂 Glückwunsch zum Artikel! LG Almuth

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    1. Eigentlich wohnt ein Igel bei uns im Garten, doch zur Paarungszeit ziehen hier so einige Igel ihre Kreise. Leider habe ich noch nie ihre Igelbabys zu Gesicht bekommen. Der Marder ist auch ein Dauergast, ein wenig zum Leidwesen unserer Nachbarn, die Hühner haben. Ich lasse auch gerne meiner Phantsie ihren Raum, doch bei den Wandmalereien, den schönen Kostümen und Farbenwelten im Film hüpfte das Herz der alten Kostümbildnerin.

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