Durch die Zeitumstellung gelang es Blaue Feder zum Sonnenaufgang hinaus ins Moor zu gehen. Der Wegweiser gab den Weg vor und er führte wohl tief hinab ins Innere.

Die venusische Milde war noch zu spüren. Sie fühlte sich entspannter. Der innere Kampf hatte sich gelegt. Zum Sonnenaufgang besuchte sie den Großen Mondsee. Ein paar Angler hatten ihre Zelte am See stehen lassen oder dort übernachtet. Noch regte sich nichts auf der anderen Uferseite.
Ein Tor in die Anderswelt war geöffnet.



Zwei Krähen leisteten ihr Geselschaft.

Sie ging weiter in ihrem Rhythmus und lauschte dem Buntspecht und sah, die Birken sich häuten, wie Schlangen.


Sie besuchte den Stillen Ort am See der Reiher. Sie setzte sich zu den Birken, in denen Hexenbesen hingen. Ihr Laub hatte sich golden verfärbt. Hier, wo sich gerne die Graureiher trafen, hatte ihr die Graue eine Feder hinterlassen. Ein Zaunkönig sang sein Lied. Immer wieder wunderte sie sich, wie dieser kleinste König der Kleinen so schön sang. Sie lauschte seinem Gesang, lauschte in die Stille und hielt die graue Feder in den Händen.



Drei Reiher kamen geflogen und sie folgte ihrem Ruf. Sie blieb bei einem Baum stehen, der quer über dem Weg lag. Geheime Zeichen waren hier, wie von einer grauen Feder, in seinen Stamm geschrieben.
…mal genauer hingeschaut, konnte sie eine Geschichte lesen, die von einem großen Wandel hier auf der Erde erzählte.



Sie ging weiter zum Schwanensee. Hier war eine neue Bank aufgestellt, die einlud sich zu setzen und mit den Beenen zu baumeln. Eine einzelne blaue Wegwarte blühte noch zwischen verwelkten wilden Möhren. Sie erinnerte sie an ihren Traum in Goldenbaum. Sie dachte an ihre Geschichte, die sie grade schrieb. Wie diese Geschichte, lagen einige angefangene Projekte in ihrem Atelier.
Sie planten eine Ausstellung auf dem Schwalbenhof für den kommenden Sommer und es erfüllte sie mit Freude. Sie waren bereits zu dritt – ihre Freundin aus dem Nachbardorf würde Skulpturen im Garten aufstellen und nun kam noch eine Anfrage von einem alten Biologielehrer aus dem Dorf, der wunderbare Makroaufnahmen von seltenen Pflanzen und Insekten machte. Ihm waren unter anderem das Schild mit den Moorpflanzen am Eingang des Moores, wie die Hompage über das Ostroher Moor, ein kleines Bestimmungsbüchlein und Beiträge über die Natur im Ostroher Dörpsblatt zu verdanken.
Es fügte sich, wie von alleine und war thematisch wunderbar abgestimmt. Sie hatten auch schon einen Titel
‚…mal genauer hingeschaut!‘

Der Schwanensee lag still da, aber irgendwie fühlte er sich sehr lebendig an. Nach einer Weile wusste sie warum. Sie sah einen blauen Schein über den See fliegen. Die Freude einen Eisvogel zu erblicken, war ähnlich groß, wie bei den Kranichen und passte zu dem halcyonischenTag.


Blaue Feder hatte schon öfters der Sage von Halcyone und Keyx nachgespürt, einer Geschichte aus den Metamorphsen Ovids, einer Geschichte über die Wandlung durch Liebe.
Sie beobachtete den Kingfisher, der geduldig auf den richtigen Moment wartete und dann pfeilschnell übers Wasser glitt, um erfolgreich mit seiner Beute auf einem Ast zu landen. Er war wachsam, seinem Blick entging nichts. Er achtete auf jedes Geräusch, er registrierte jede Bewegung, Alles geschah im hier und jetzt und alles hatte seine Bedeutung. Von ihm konnte sie viel lernen.
Es war ihr, als hülle sie der Eisvogel in die Farben des Regenbogens. Es erfüllte sie mit Freude und einem Gefühl der Fülle.
Beglückt ging sie heim und kam an einen bereits gedeckten Frühstücktisch.

Im Dorf gab es bereits die ersten bunten Lichterumzüge.

Sie selbst saß grad gerne in der Dunkelheit, manchmal mit einer Kerze und manchmal ganz im Dunkeln. Es war sehr erholsam nach dieser belebten Zeit. Manchmal saß sie auch am Feuer und stickte.
Sie hatte zu Beginn des Jahres einen kleinen Baum gestickt und hatte viel Raum drumherum gelassen, für das, was sich entwickeln wollte. In ihrer Vorstellung wollte sie ein großes Bild sticken mit vielen Bäumen, Pflanzen und Tieren im Jahreskeis. Und so war es auch – hatte sie viele Geschichten erzählt. Nun hatte sie ein kleines Kissen aus dem Leinenstoff genäht und freute sich daran. Es war gefüllt mit vielen kleinen Federn. Es fühlte sich gut an, ein Projekt abzuschließen.

…mal genauer hingeschaut, war es ihr, als würde sie den Kreis nun langsam schließen, mit dem kleinen runden Kissen.

Die Mondin stand auch schon wieder fast rund am Himmelszelt. Wenn sie ganz rund war, würde sie sich verfinstern, wie die Sonne. Blaue Feder würde es die Tage ruhig angehen lassen und mal genauer hinschauen, was es mit ihr und der Welt um sie herum machte.
Danke, liebe Susanne! Dieser wunderschöne Spaziergang… währenddessen – „…mal genauer hingeschaut“ – als auch deinen liebevollen Empfang Daheim mitzuerleben, das tat gerade so richtig gut… Seid Beide gegrüßt von Herzen und lasst es euch wohlergehen…
Alles LIEBE,
Elke
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Liebe Elke, das Frühstück war lecker! Danke für’s mitspazieren. Wir wünschen Euch auch noch einen schönen Sonntag. Liebe Grüße, Susanne
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sehr schöne fotos!
und einen eisvogel beobachten zu dürfen, das war ja ein ganz besonderes vergnügen!
glückwunsch!
und tschüß 🙂
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Ja, manchmal habe ich Glück und sehe die Eisvögel fliegen. Sie erinnern mich in ihrem Wesen ein wenig an Kolibris und beglücken mein Herz. Bis denne, Susanne
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