Ein Lungen-Kraut-Libellen-Zauber

In der sternenklaren Nacht – die Mondin stand schon rund am Himmel, schaute Blaue Feder, ob sie vielleicht eine Sternenschnuppe über den Himmel sausen sah. Sie hatte unter der Woche noch einen Engelwurz-Samen in den Garten ihrer Arbeitsstätte gebracht und kam am Abend wieder heim

Für sie war diese Zeit den Katzen geweiht, ob den großen Katzen-Tieren im Ur-Wald oder den kleinen Raub-Tieren, die sie auf ihren Wegen begleiteten. Blaue Feder mochte ihre Eigenständigkeit. Katzen kommen nicht, wenn wir sie rufen. Sie kommen, wenn wir sie nicht haben wollen. Momentan kam auch der Bruder von Taiga oft zu Besuch. Er war krank und suchte ihre Nähe. Sie mussten mal schauen, ob sie ihm helfen konnten. Sie wollten noch einmal das Gespräch mit ihren Nachbarn suchen.

Normalerweise hätte Blaue Feder jetzt ihr Atelier schön hergerichtet und die alljährliche Ausstellung vorbereitet. Jedes Jahr schuf sie einen heiligen Raum, in dem sich die Besucher ihre Kunstwerke anschauen und sich austauschen konnten.

Dieses Jahr war von Beginn an alles anders. Sie gönnten sich dieses Jahr eine Auszeit, gab es auch ohne Ausstellung genug auf dem Schwalbenhof zu tun. Der KunstGriff fand ohne sie statt. Sie würden selbst ein bisschen rumfahren, um sich hier und dort mit den Künstlern auszutauschen. Die Blaubeer-Zeit begann und Blaue Feder wollte ein bisschen einkochen und die Speisekammer wieder mit Vorräten versehen.

Das Atelier, ein eher zeitgemäßer Ort, passt gut zu den Aufgaben, die das siebte Haus stellt. Sie beinhalten u.a. kreative Entwicklungen, Entfaltung der ästhetischen Sinne und das Finden einer ausgewogenen Sichtweise. „Ateliers“ der alten Zeit waren Orte, an denen Kunst geschaffen wurde, die der Göttin geweiht war. Künstlerische Aktivitäten entwickelten sich aus dem inneren Kontakt, den die Künstlerin mit ihr einging. Sie waren Ausdruck der gefühlten Einheit und ermöglichten anderen über die Betrachtung in Verbindung zu treten.

Ulla Janacheck aus Göttinnenzyklus

Bevor nun Blaue Feder sich in den Ur-Laub verabschiedet, möchte sie noch ihr Lungen-Kraut-Libellen-Zauber-Bild zeigen. Sie war im Frühjahr dem Lungenkraut begegnet, das sie mit seinen rosa-farbenen und blauen Blüten faszinierte und war mit ihm auf die Fährte gegangen.

Daheim fand sie einen rosa-farbenen Stoff mit Punkten, der sie an Lungenbläschen erinnerte. Sie legte einen blauen Stoff darunter, damit sich die Bläschen besser abhoben und fing an, eine Lunge auf den Stoff zu nähen.

Dann zeichnete sie die Lungenkraut-Blüten ein und entdeckte, wenn sie ein paar Kreise ausschnitt, der blaue Stoff zum Vorschein kam. Ihr gefiel das Spiel von Rosa und Blau wie bei den Blüten vom Lungenkraut.

Nachdem sie ihre Füße in die Giselau gesteckt und in den Prachtlibellenzauber getaucht waren, kam noch die Libelle mit ins Spiel und ihr Bild wurde lebendig. Sie fand in einem Sammel-Glas ein paar Augen und schon schaute sie die Libelle an.

Dann bekamen sie Corona und tranken jeden Tag den Tee vom Lungenkraut.

Ihr Bild hatte für ihren Geschmack ungewohnte Farben, doch schaute sie es an, dann fing es an, in ihr zu atmen und zu lächeln. Blüte um Blüte webte sie ihr Bild und ging durch tiefe Prozesse.

Corona half ihr auf die Sprünge. Nach ihrer Reha hatte sie sich ihre Brotjob-Geschichte wieder schön geredet. Corona lud sie ein, noch einmal genauer hinzuschauen und ihr wurde klar, sie musste etwas ändern, sonst würde sie tod-unglücklich. Lange stickte sie an diesem Bild und fand nach und nach ihre Lebendigkeit, ihre Leichtigkeit und ihr Lächeln wieder.

Am Ende gab sie ihrem Werk noch einen Häkelrahmen und stickte die blauen Perlen auf. Sie hatte während des Prozesses öfters, als einmal geweint und ihre Tränen hatten sich in Perlen verwandelt.

Ein A-Horn aus dem Garten schenkte ihr einen Stecken. Geschwind häkelte sie noch ein Band in rosa und blau und hängte ihr Bild daran. Nun konnte die Lungenkraut-Libelle ihren Zauber verbreiten.

Heartly, the Dragonfly, fand Gefallem an ihrem Bild und so hängte Blaue Feder es erst einmal in seine Ecke.

Zum Tag der Großen Weberin, zu Maria Himmelfahrt, würde Blaue Feder wohl hinausgehen und sich einen kleinen Kräuterbuschen mit neun Kräutern binden. Auf jeden Fall musste sie ihren Vorrat an Beifuß auffrischen. Vielleicht ging sie auch nur eine Runde durchs Moor, setzte sich zu den Kräutern und bedankte sich bei Mutter Erde für die wunderbare Führung. Sie war dankbar, wie die Kräuter sie immer wieder in ihren Prozessen unterstützten. In der Natur fand sie immer wieder zu sich und das Vertrauen in den ureigenen Weg wurde dabei immer größer.

Der wilde Apfelbaum hatte ihr am Abend einen rotwangigen Apfel geschenkt. Der wurde zum Frühstück verspeist, während die Spatzen ein Bad nahmen.

Blaue Feder würde auch dieses Jahr ihr Atelier schön herrichten, mit Beifuß räuchern und am Abend zur vollen Mondin tanzen. Wie kein anderer Mond, lud dieser Mond zum Tanzen und zum Feiern ein.

Die Blaue Feder sagt nun eine Weile ‚Tschüss‘ und lauscht gemeinsam mit Brauner Bär ihrem Ur-Laub.

6 Kommentare zu „Ein Lungen-Kraut-Libellen-Zauber

    1. Liebe Elke, vielen Dank für die Ur-Laubs-Wünsche. Wir werden wohl auch viel am Hof rumwerkeln, aber kombiniert mit schönen Ausflügen. Die Lungenkraut-Libelle lässt fragen, ob Dir denn ihr Bildnis gefällt? Wünsche Dir auch eine schöne Zeit mit leichtem Rucksack, Susanne

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      1. Die Lungenkraut-Libelle, sie möge mir bitte, liebe Susanne, verzeihen… dass ich sie bei der Entstehung ihres so zauberhaften Bildnisses zwar ganz liebevoll betrachtet, doch dies nicht erwähnt habe!

        Das möchte ich natürlich von Herzen gerne nachholen! Ich sehe wahrlich darin soooo vieles! Und, liebe Susanne… ganz ehrlich… eine passendere Darstellung wäre – durch dich kreiert – aus meiner Sicht gar nicht möglich…

        Dankeschön auf für deine so lieben Wünsche für mich…

        Bis bald du Liebe!

        Es grüßt dich, die Lungenkraut-Libelle und auch den Braunen Bären…
        Elke

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      2. Hihi, ohne vier Monate Arbeit zu würdigen bist Du mir nicht davon gekommen. Das freut die Lungenkraut-Libelle natürlich seeehr. Just hat der Urlaub begonnen. Hach… mehr gibt es nicht zu sagen. Bis Bald, Susanne

        Gefällt 1 Person

  1. Oh, wie wunderbar ist Dir diese Lungenkraut- Libelle gelungen, liebe Susanne! Wieder ist Dein Beitrag die reine Freude für mich….Möge Dein Ur- laub für Dich auch reine Freude und reiche Ernte bedeuten! Die alte Tagträumerin schickt Herzensgrüsse!

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