Der Schalenstein von Bunsoh

Es war wieder eise-kalt, aber dafür war der Himmel himmelblau. Blaue Feder riefen die Steine, besonders ein Stein rief, der Schalenstein von Bunsoh.

Zuerst fuhren die Steinzeit-Forscher nach Albersdorf. Dort kannten sie sich recht gut aus und sie wollten erst das Megalith-Grab im Brutkamp besuchen, denn dort waren sie noch nie. Diese alten Großstein-Gräber dienten wohl nicht nur als Grabstätten und der Ahnenverehrung, sondern waren vermutlich heilige Orte, an denen die Götter und Göttinnen um Hilfe gebeten wurden. In der Gegend rund um Albershof finden sich viele dieser vorgeschichtlichen Denkmäler. Der ‚Brut‘-Kamp leitet sich ab von ‚Braut‘ und so war überliefert, dass jungvermählte Paare hier der Göttin Freya, als Liebesgöttin Opfergaben brachten für eine fruchtbare Verbindung.

Das Grab mit dem wohl größten Deckstein der Gegend, lag schön zwischen alten Eichen in denen zwei Raben saßen und war eingebettet in einen Steinkreis.

Das Licht zauberte ein schönes Schattenspiel. Trotzdem berührte Blaue Feder dieses Grab nicht im Inneren. Die Steine blieben stumm. Naja, sie waren vielleicht auch keine Jungvermählten mehr. Vielleicht waren sie hier an der falschen Adresse. Der rote Kater, der sich auf der Straße sonnte, berührte da schon mehr ihr Herz.

So zogen die Steinzeit-Forscher weiter zum Schalenstein von Bunsoh. Etwa drei Kilometer vor Albersdorf findet sich das kleine Dorf Bunsoh. Mehrere Steingräber legen Zeugnis ab, für die frühe Besiedlung des Ortes und seiner Umgebung. Auf einem der drei Decksteine befinden sich etwa 300 eingemeißelte „Schälchen“, die dem Stein seinen Namen gaben. Es finden sich auch andere eingemeißelte Zeichen, wie Hände, ein Fuß und ein Sonnenrad. Möglicherweise fand der Stein ursprünglich eine andere Verwendung und wurde erst später als Deckplatte des Steingrabs genutzt.

Blaue Feder rief der Stein schon seit ein paar Tage. In Schweden werden Schalenstein auch Elfensteine genannt, unter denen das Kleine Volk wohnt. Blaue Feder sah vor ihrem inneren Auge wie kleine Räuchergaben in die Schalen gegeben wurden zu Ehren der Göttin Freya.

Schon auf dem Parklatz wurden sie mit Schneeglöckchen und Krokussen begrüßt. Die Stimmung war hier ganz anders. Sie gingen einen langen Gang entlang. Durch diese hohle Gasse gingen sie Hand in Hand zusammen. Schon beim Anblick des Grabes schlugen ihre Herzen höher. Einige Vögel flogen auf, als sie näher kamen und ein kleiner Druide, eine Amsel, saß auf einem Stein. Sie waren nicht die einzigen, die hier Opfergaben brachten. Ein paar verwelkte Blumen und Sonnenblumenkerne zeigten, dass dieser Ort als Heiligtum noch bespielt wurde. Auch Blaue Feder hatte Körner mit, die sie auf die Schalen verteilte. Auf dem Schalentein fielen besonders die Hände auf.

Blaue Feder nahm Kontakt auf, indem sie ihre Hände in die Hände legte. Die Hände waren für sie ein Symbol der Venus, der Liebes- und Friedensgöttin, wie auch ein Symbol des Menschens. In die Hände legte sie ihre Gebete für den Frieden und in die Schalen die Körner für die Vögel, ihre Begleittiere.

Der Stein war kühl, doch dieser Ort berührte ihr Herz.

Sie ging einmal unten um das Grab herum und einmal oben. Im Gras leuchtete etwas violett auf. Es war ein Stein, ein Amethyst. Sie nahm ihn auf und fragte, ob sie mitnehmen durfte. Sie hatte den Eindruck, sie durfte und so nahm sie den kleinen Heilstein dankend mit. Später las sie, dieser Heilstein wurde auch Bacchus- oder Säuferstein genannt. Er war von sattem Violett und hat seinen Namen vom griechischen „amethyein = nicht betrunken“.

Ihm wurde eine starke Heil- und Reinigungswirkung zugeschrieben und er würde helfen, den inneren Frieden zu finden. Er würde den Jungfrauen gut tun und war ein Ausgleichstein für Fische. Da freute sich das Fische-Mädchen.

Dieser Ort beglückte sie und so beglückt gingen sie zurück.

Sie wollten noch ein bisschen spazieren gehen und fuhren in den Riesewohld.

Eine Ente im Hirschgeweih begrüßte sie. Sie besuchten die Fünffinger-Linde. Wieder war das Symbol der Hand deutlich zu sehen. Die Athmosphäre an der Fünffingerlind war friedlich und schön. Die Umzäunung war fort und dafür waren rundum neue Bänke aufgestellt. Für Blaue Feder war die Venus die Herzenskriegerin, die friedlich und in Freiheit ihren Weg ging.

Die Ente verabschiedete sie wieder. Sie schauten sich noch eine Fichte an, die der Sturm einfach umgeknickt hatte. Daneben stand wie zum Trost eine Hasel, die ihren Goldregen auf die Wunde fallen ließ.

Blaue Feder hatte festgestellt, seit der Drachenknoten in den Stier gegangen war, sie manches neu bewertete. Liebevoll betrachtete sie sich, als die, die sie war. Mal schauen, was nun der Amethyst mit ihr anstellte. Mit Heilsteinen kannte sie sich mal wieder garnicht aus.

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