Zum Glück nur 25-0 Meter

Im Traum sammelte Blaue Feder Glasmurmeln ein, die in der Landschaft lagen. Sie schenkte einem lieben Freund einen Ohrring und erkannte damit seine wahre Berufung: Er war eigentlich Schäfer auf den Highlands. Zusammen wanderte sie mit ihrem Freund über die Highlands am Meer entlang und fragte sich, was war ihre Berufung? Was machte sie glücklich?

Brauner Bär bemerkte zu ihrem Traum, auch Piraten würden Ohrringe tragen! Er hatte, als Blaue Feder im Tal der sprudelnden Quellen weilte, die Zeit genutzt und das Wohnzimmer renoviert. Gemeinsam überlegten sie nun, wie sie es etwas leichter einrichten wollten. Im Flur stand noch alles, was sie aus den alten Regalen geräumt hatten. Blaue Feder fand ein großes Glas. Es war ein Sammelsurium aus Glasmurmeln, Perlen, Muscheln, Kieselsteinen und Schnecken. Blaue Feder liebte solche Ansammlungen von Erinnerungen und nahm das Glas mit ins Atelier und schaute sich an, was darin zu finden war. Alle Strand-Erinnerungen bekamen ein eigenes Glas. Sie sortierte die Murmeln aus und fand wunderbare blaue Glasperlen, wie gemacht für ein neues Kunstwerk.

Inmitten dieses Sammelsuriums entdeckte sie wieder einen Skarabäus und musste lachen. Nun war es Sommer, die Sonne durchwanderte den Krebs und sie fand wieder einen solchen Glückbringer. Sie legte ihn in die Schmetterlingsdose vom Winter-Schmetterlings-Ritual.

Dann betrachtete sie ihr Atelier durch das Glasmurmelglas erinnerte sich, mit welcher Essenz sie der Südwind nach Hause geschickt hatte.

Gebe der Kunst ‚wieder‘ mehr Raum.

Das war die Essenz, die der warme Südwind ihr eingehaucht hatte.

Gebe der Kunst mehr Raum.

Blaue Feder war in den Süden gereist und hatte mit Pukka einiges im Tal der Sprudelnden Quellen erlebt. Sie hatten den Bärenstein besucht. Die Bärenmutter hatte Blaue Feder in den Arm genommen und sie hatte viel geweint. Manchmal fuhr sie zu den Drachensteinen, um ihre Akkus wieder aufzuladen. Manch einer sagte, sie lägen auf den sogenannten Drachenlinien. Blaue Feder kannte sich da nicht so aus. Sie nannte die Externsteine Drachensteine, weil sie dort eine alte Drachin liegen sah und sie hatte den Eindruck, damit sie aufladen konnte, musste wohl erst einmal alles raus, was sich in ihr angestaut hatte.

Pukka und sie tauchten zusammen in Elbrinxen in die Weisheit einer 1000jährige Linde. Sie fuhren noch ein zweites Mal zu den Drachensteinen und lauschten den Märchen und Sagen, die Maria rund um die Externsteine erzählte. Pukka gefiel die Geschichte vom ‚Hohlenstein‚. Sie erzählte von einem Wichtelschloß in einer Höhle direkt unter den Externsteinen. Es gab dort wohl mehr zu entdecken, als sie mit bloßem Auge sehen konnte. Blaue Feder gefielen besonders die Geschichten, die von der Natur erzählten.

Maria erzählte auch von den Ziegen, die einst im Teutoburger Wald gehütet wurden. Sie waren die Kühe der armen Menschen. So trug auch einer der dreizehn Externsteine das Bildnis einer Ziege oder war es eine Hindin? Blaue Feder trank die Milch der Ziegen. Schön war es, als Brauner Bär sie besuchte und sie zusammen durch das Silberbachtal wanderten und die Berge erklommen. Gemeinsam besuchten sie eine Adlerwarte. Besonders in Erinnerung wird ihr auch der spontane, ungeplante Ausflug zu den Lavendelfeldern bleiben, wo sie, wie an der Gieselau, in einen Prachtlibellen-Zauber fiel – ein Zauber, der die Zeit auflöste. Im Bad Pyrmonter Schloss gefiel ihr eine Uhr ohne Zeiger, liebte sie es, aus der Zeit zu fallen. Ach, sie könnte viel erzählen von den sprudelnden Quellen – doch was war die Essenz – was war wesentlich?

Manchmal kam sie sich vielleicht etwas albern vor, mit ihrer Wichtel-Puppe durch die Gegend zu ziehen. Doch meistens fühlte sie sich wie Vasalisa, die Weise, die mit ihrer Puppe in der Schürze auszog, sich das Feuer aus dem Haus der Baby Yaga zurück zu holen. Blaue Feder liebte diese Geschicht. Clarissa Pinkola Estés beschreibt in der Wolfsfrau schön die Einweihung in die weibliche Intuition anhand Vasalisas Geschichte.

Es machte etwas mit ihr, mit Pukka durch die Gegend zu ziehen und auch andere waren von Pukka begeistert. So lernte auf diesem Wege eine Frau des Glückes und einen Geschichtenerzähler aus dem Harz kennen. Grad waren die Beiden in der Weltenkiste zu sehen. Sie hatten wohl ihre Berufung gefunden.

Diese Woche fiel ihr ein älteres Buch von Luisa Francia in die Hände:

Der Rest deines Lebens beginnt JETZT.

Sie hatte einst eine Passage blau angestrichen, die sie wohl angesprochen hatte:

Der Süden steht in der Symbolik der Magie für die kindliche Kraft, das Vertrauen, die spontane Kraft und für die Magie selbst, also die Macht der Kommunikation, der Verwandlung. Sind wir nicht ein ganzes Leben damit beschäftigt, den Süden zu suchen, wieder leicht, frei, fröhlich zu sein, alle unsere Kräfte zu spüren und mit ihnen wirklich alles bewirken zu können.

Wenn sie jetzt nicht alle Geschichten erzählen würde, so konnte sie vielleicht von dem letzten Tag im Tal der sprudelnden Quellen erzählen. Die Abende verbrachte sie mit Pukka meist im Kurpark im Bad Pyrmont. Dieser Kurpark war wohl einer der schönsten Parks, den sie je gesehen hatte. Hier, wo alte Bäumen zuhause waren. Abends holte sie sich gerne frisches Wasser von ihrer Lieblingsquelle und dann ließen sie die Seelen baumeln auf einer Schaukel unter einer alten Eiche.

Es gab in diesem Kurpark ein Atelier. Ein älteres Künstler-Paar zeigte hier ihre Kunst. An einem der letzten Tage waren Pukka und sie wieder im Park und diesmal fiel ihr das Schild beim Atelier auf. Auf dem Schild stand:

Ach bitte… schauen sie sich doch mal… die andere Seite an‚ und unten stand ‚zum Glück nur 250 Meter‚.

Vielleicht hatte sich jemand einen Spaß erlaubt und eine Null drangehängt, denn zum Glück waren es nur 25 Meter.

Sie folgte dem Schild und fand das Atelier geöffnet vor. Im Fenster lachte sie ein kleiner Frauenkopf aus Ton an. Blaue Feder begrüßte das Künstler-Paar und schaute sich ihre Werke an. Im Rausgehen lachte sie wieder der Tonkopf an. Das besondere an dem Frauenkopf war, er hatte ein Gesicht auf beiden Seiten und sie schaute sich beide Seiten an.

Blaue Feder kam mit der Künstlerin ins Gespräch. Bald war klar, dass auch Blaue Feder dem Clan der Kunstschaffenden angehörte und sie erzählte, sie wolle der Kunst wieder mehr Raum geben. Die beiden Alten lachten und gaben ihr unterstützende Worte mit auf den Weg. Sie selbst wären auch diesen Weg gegangen. Es war nicht immer einfach, aber sie hatten es nie bereut. Als Erinnerung an diese schöne Begegnung nahm Blaue Feder den kleinen lächelnden Frauenkopf mit. Sie stellte ihn auf ihre Fensterbank, damit er sie immer an ihren Seelenwunsch erinnerte und sie das Lächeln nie wieder verlor.

Schaute sie auf diese wunderbare Reise mit Pukka zurück, dann war es das Feuer der Begeisterung und das Lächeln, das sie in ihrer Auszeit wiedergefunden hatte.

Damit ihr das Lächeln nicht wieder abhanden kam, musste sie einen Weg finden, der Kunst mehr Raum in ihrem Leben zu geben. War sie in ihrem Atelier und werkelte vor sich hin, war sie einfach glücklich. Sie liebte es mit Glasmurmeln zu spielen. Sie musste sich nicht komplett neu erfinden. Das Glück lag manchmal direkt vor ihren Füßen, oder 25-0 Meter um die Ecke.

Sie musste noch ein wenig an ihrem Brot-Job rumschrauben. Da brauchte es wohl etwas spielerisches Geschick und Spucke, aber sie kam mit einigen Ideen in ihrem Rucksack wieder heim und ihr war klar geworden, es gab durchaus Spielräume. Nun war sie gespannt, ob die anderen Kinder mit ihr spielen wollten.

Es war wohl in erster Linie eine Frage der rechten Balance und die Ziegenkinder auf dem Blomberg zeigten ihr, wie sie es ging – mit Geduld und Gelassenheit.

Nun saß sie wieder in ihrem Atelier und stickte. Sie träumte von den schönen Begegnungen, die ihr der Süden beschert hatte. Pukka hatte sich mit Frida angefreundet und Taiga reichte Blaue Feder bunte Fäden für ihr neues Werk.

Draußen im Garten wuchsen die Salatköpfe oder wurden von den Schnecken gefressen. Dem Thema ‚Selbstversorgung‘ musste sie wohl im kommenden Jahr noch einmal mehr Aufmerksamkeit schenken. In ihrem wilden Garten wuchs, was wollte und nicht unbedingt, was sie säte. So ging alles seinen natürlichen Lauf.

Hier findest Du noch den Link für die nächste Märchenwanderung mit Maria und die Atelier-Seite des Künstlerpaares aus dem Park.

https://www.externsteine-info.de/maerchenhafte-externsteine-maerchen-und-sagenwanderung-mit-maria/ und https://www.tmema.eu/

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