Die Fasanen-Insel

Die ersten Herbststürme fegten über das Land mit unerwarteter Heftigkeit. Blaue Feder war dankbar für jede Pause, in der die Sonne mal wieder lachte und sie durchatmen konnte. Sonnenblume und Schafgarbe plauschten miteinander, während sich zarte Fäden durch die Luft sponnen.

Die volle Luna hatte es in sich. Blaue Feder brauchte ihre Zeit zu spüren, was sie in ihr zum Klingen brachte.

Die Mondin stand im Widder im vierten Haus in Opposition zur Sonne in Waage im zehnten Haus. Mal wieder wurde das Spiel von Weiblich und Männlich, von Venus und Mars am Himmel spürbar. Blaue Feder tauchte tiefer in das vierte Haus und nahm ihre Wurzeln war. Sie trank aus der einen Quelle, aus der wir alle stammen. Sie spürte die Urkraft, die uns alle verband.

Am Vollmond-Tag war sie eingeladen zu einer Familienfeier. Sie nahm sich ein Buch, stieg in die Bahn und freute sich auf eine ruhige Zeit. Doch wurde im Zug gefeiert und laute Musik schallte durch jedes Abteil. Der HSV würde an diesem Tag spielen und seine Fans waren bereits am Feiern. Es war eine ausgelassene Stimmung in der Bahn. Blaue Feder konnte sich nun entscheiden, dagegen zu sein, genervt, weil sie nicht ihr Buch lesen konnte oder sie ließ die Energien einfach durch sich fließen und feierte mit. Sie entschied sich für die letztere Variante und hatte eine feine Zeit. Sie hatte nicht gewusst, wie viele Hamburg-Lieder es gab.

Ein bisschen Wehmut stieg in ihr hoch, lösten sie jetzt ihre Wohnung in Hamburg auf, der Großen Stadt, in der sie geboren wurde. Sie war eine Hamburger Deern, es war eine ihrer Wurzeln. In der Woche saßen Brauner Bär und sie in ihrer Wohnung und tauchten jeweils in ihre alten Geschichten, sortierten vieles aus, ließen los.

An jenem Vollmond-Abend feierte sie im Kreise der Familie, ein bunt zusammengesetzter Haufen, der durch Familienbande miteinander verwoben war.

-Auf Amrum hatte sie die Sonne angelacht und ermutigt die nähere Umgebung zu erforschen. Gleich auf dem ersten Weg stand ein Fasan im goldenen Sonnenlicht. Auch der Fasan mit seinem farbenprächtigen Gefieder erinnerte sie an ihre Wurzeln, an ihre elementaren Wurzeln. Erforschte sie die Natur, dann spürte sie, wie eingebunden sie war. Eingebunden unabhängig von einer Religion. Wir alle sind individuelle Wesen, leben nach einem individuellen Lebensplan und haben alle unsere eigene Geschichte erlebt. Es gab Momente, da fühlte sie sich allein und wie getrennt von allem.

Doch gab es eine Ebene, auf der jedes einzelne Wesen mit allen anderen Seins-Formen verbunden war. Wir atmen dieselbe Luft, sehen dieselbe Sonne, denselben Mond, leben nach den gleichen Naturgesetzten, sehnen uns alle nach Liebe, Frieden und Zusammengehörigkeit. Schmiegte sich Blaue Feder ganz nah an Mutter Erde, spürte sie diese Wurzeln und wurde sich dieser Urkraft wieder bewusst. Es gab diese Energie, die alles durchflutet. In der Urquelle war alles eins. Spürte sie tiefer, wurde ihr wieder bewusst, die Trennung war eine Illusion.

In ihrer Erinnerung lag der Strand in der Nähe des Rosenhauses. Sie hatte doch glatt die weiten, mit Heide bewachsenen Dünen vergessen, die sie durchwandern mussten, um an den Strand zu gelangen. Hier und da blühte noch ein wenig Erika.

Ein Bohlenweg führte auf eine Aussichtsdüne. Von oben hatten sie einen schönen Blick über das Land und sahen den nahegelegenen Leuchtturm.

Auf der anderen Seite stiegen sie den Bohlenweg tief hinab in ein Wäldchen.

Im Wald gab es einiges zu entdecken. Ein goldener Fasan lachte sie zuerst an.

Sie wussten noch nicht, dass sie ihr Lager auf der Fasanen-Insel aufgeschlagen hatten. Jeden Tag würden sie Fasanen begegnen und sie würden Blaue Feder mehr und mehr an ihre Wurzeln erinnern.

Auf ihrem Weg durch den Wald begegneten sie noch anderen Tieren. Die Eule saß im Baum und der Dachs verschwand im Unterholz.

Am Ende des Weges kam die Erklärung. Sie wandelten auf dem Entdeckerpfad und sie hatten noch nicht alle Tiere entdeckt. Sie liebten solche Spiele, die sie achtsam durch die Natur gehen ließen.

Doch vorerst rief sie das Meer, der Strand und die Weite.

Blaue Feder begrüßte die Meermutter.

Sie zog die Schuhe aus und steckte ihre Füße in das Wasser. Gemeinsam wandelten sie ein bisschen am Strand entlang und kehrten dann ein, in ein kleines Café am Süddorfer Strand.

Da war es wieder das Lächeln der Blauen Feder. Es kehrte zurück, sobald sie in ihr Element tauchte.

Auf dem Heimweg wurden sie wieder zu Entdeckern. Ein Seehund winkte mit der Flosse.

Blaue Feder verwandeltet sich in Artemis, die Hüterin der Tiere, die nach ihren Tieren Ausschau hielt. Der Hase hoppelte durch die Heide und der Rehbock versteckte sich im Gebüsch. Fünfe von Zehn hatten sie gefunden.

Der Entdeckerpfad führte weiter in den Wald hinein, doch sie gingen wieder über die hohe Düne und genossen noch einmal den weiten Blick über das Land. Blaue Feder sah die Drachen liegen in den Dünen.

Ein Landschaftsengel flog über das Land und bettete es für die Nacht.

Der Leuchtturm wies ihnen den Weg zurück zum Rosenhaus.

Sie freuten sich wie die Kinder, hier an diesem schönes Ort sein zu dürfen und waren gespannt, was sie noch alles entdecken würden.

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