Der Haselzweig

Vielerorts wird dieser Tage Imbolc oder Lichtmess gefeiert. Blaue Feder war noch sehr beeindruckt vom Schnee und der vollen Mondin.

Sie träumte von wilden Schweinen. Erst von einem kleinen weißen Schwein, dass sich einen Tunnel durch die Erde grub in ihr Haus. Blaue Feder dachte erst, es wäre eine Ratte und wollte schon Holler holen, sie zu verjagen. Doch dann schaute Blaue Feder sich das Tier genauer an. Es hatte ja einen Schweinerüssel. Es sah aus wie ein kleines Albino-Schwein, wohl weil es unter der Erde kein Licht bekommen hatte. Es sah niedlich aus. Als sie es erkannte, tobte eine ganze Wildschweinrotte in ihren Garten. Blaue Feder versteckte sich im Haus. Ein Wildschwein fand sie, stellte sich auf die Hinterbeine, umarmte Blaue Feder und gab ihr einen Schweinekuß.

So wachte Blaue Feder auf, wischte sich über das Gesicht und lachte innerlich. Als sie langsam wach wurde, dachte sie, als erstes würde sie sich auf ihr Büchlein mit den wilden Schweinen, den BroklandSäuen, konzentrieren. Sie war gerade dabei, es neu zu formatieren mit weniger Bildern. Das war viel Arbeit. Immer wieder war sie unsicher. Da musste sich schon ein kleines Schwein einen Tunnel graben, um sie zu ermuntern, weiter zu machen. Immer wieder fragte sie sich, warum sie das machte. Nun, es machte ihr Freude und es würde die wilden Schweine erfreuen. Das war alles.

Sie hatte versuchsweise ihre kleine Geschichte von ‚Arthur, dem kleinen Fuchs‘ an Books on Demand geschickt. Sie hatte eineinhalb Monate auf das Ergebnis warten müssen, weil wohl grad alle Bücher schrieben und drucken ließen. Die Bindequalität war gut, aber sie hatte wohl alles verkehrt eingegeben und so war das Cover hinten auf dem Buch, die Bilder schlecht aufgelöst und die Texte waren verschoben. Sie zeigte es Brauner Bär und es wurde klar, dass dieser Weg nicht ihrer war und sie Hilfe brauchte, ihr Projekt zu verwirklichen. Blaue Feder brauchte Brauner Bär, der ihr das Cover gestaltete, sie brauchte einen Freund, der ihre Texte redigierte und sie brauchte eine Druckerei mit einer Freundin, mit der sie reden konnte, um Fehler zu korrigieren. Diese Freunde gab es. Sie musste sie nur fragen, so wie ‚Athur‘ sich durchfragen musste, bis er das Kraut seiner Mutter fand. Also lief es doch auf den Selbst-Verlag oder besser gesagt auf den Freunde-Verlag hinaus – learning by doing.

Ob die Haselblüten auf ihrer Fensterbank blühen würden, bezweifelte Blaue Feder ein wenig, weil die Tigerin Gefallen an ihnen gefunden hatte. Vielleicht war sie ein Anhängerin der Gemma-Therapie. Dort werden Knospen zu therapeutische Zwecken verzehrt. Ab und an naschte Blaue Feder auch mal eine frische Knospe. Mehr zu pflücken war ihr unangenehm, aber der Schlüssel hing in der Hasel, ein kleiner silberner Schlüssel. By the way – sie könnte auch mal wieder Fenster putzen.

Nachdem Blaue Feder die Korkenzieherhaseln gefunden hatte, fielen ihr die vielen Haselbüsche in den Gärten der Nachbarn auf. Wenn sie sich erst einmal auf einen Baum eingeschossen hatte, sah sie ihn plötzlich überall.

Im vergangenen Jahr Anfang Februar hatte Blaue Feder im Geheimen Garten auf der alten Hasel die kleinen roten Blüten entdeckt und ihr wurde bewusst, dass Haseln sowohl weibliche wie männliche Blüten tragen. Die männlichen Kätzchen sieht frau schon im Herbst des Vorjahres und die weiblichen erblühen hier im Norden Anfang bis Mitte Februar.

Sie hätte es schon lange wissen können, hätte sie sich ihr Foto aus Kew Garden genauer angeschaut. Vor ein paar Jahren waren sie auf dem Treetop-Walkway im Kew Garden in London gewesen. Bei der Hasel stand ein Schild, darauf stand es geschrieben. Doch in 18 Metern Höhe war Blaue Feder wohl mehr mit ihrer Höhenangst beschäftigt, als die Schilder zu studieren.

‚Hazel’s male and femal sides are brought together by the wind of fate.‘

Die männliche und weibliche Seite der Hasel werden durch den Wind des Schicksals zusammengebracht.

Kennt Ihr den Treetop-Walkway? Kew Garden ist einfach zauberhaft. Solltet ihr einmal nach London reisen, müsst ihr unbedingt Kew Garden besuchen.

Vor einem Jahr hatte Blaue Feder begonnen, ein Bild zu malen und es dann wieder beiseite gestellt und vergessen. Immer wieder gab es angefangene Bilder oder Werke. Wenn die Zeit reif war, wurden sie vollendet. Die Tage nun holte sie es heraus und malte es weiter. Ein bisschen lässt es schon den Frühling erahnen. Hier und dort brach auch schon etwas Grün durch die dunkle Erde. An den Bäumen waren schon viele Knospen zu entdecken.

Vielleicht ist der Distelfink ein Frühlings-Vorbote. Der Lachs mit seinen weißen, roten und schwarzen Punkten erinnerte sie an die Lachs-Geschichte aus ihrer Irlandgeschichte. Blaue Feder erinnerte das Bild auch an die Taube mit dem Olivenzweig.

Der Mond im Februar wird auch Harmond genannt. Es ist eine Zeit des Ausharrens, so wie man oder frau einfach dranbleiben muss, bis ein Traum Wirklichkeit wird. Ihr Bild trug die Hoffnung in sich. Für sie hatte es etwas Freudiges, wie die Nachricht, dass in Irland ein neues Erdenkind das Licht der Welt erblickt hat. Das war auf jeden Fall ein Grund zum Feiern.

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