Die wilde Alte – Erster Traum

Neue Energien webten sich ihren Lebensteppich. Viele sprachen von dem Stell-Dich-Ein von Jupiter und Uranus, die sich alle 14 Jahre trafen, um einen neuen Zyklus einzuläuten. Blaue Feder spürte besonders die uranischen Energien. Die innere Unruhe legte sich, wenn sie in den Garten ging, in der Erde buddelte oder sich in der Natur aufhielt.

Diesmal trafen sie sich auf 22 Grad im Stier und wer ein Horoskop hatte, konnte schauen, in welches Haus diese Verabredung fiel und welche Themen für den neuen Zyklus angesprochen waren.

Blaue Feder schaute bei solchen Sternen-Geschichten gerne zurück, was sich vor 14 Jahren bei ihr ereignet hatte, war sie in jener Zeit Brauner Bär begegnet und 2010 auf den Schwalbenhof gezogen. Es war ein großer Aufbruch in etwas Neues. Der Hof war damals eine Baustelle. Fünf Jahre bauten sie gemeinsam, bis das Atelier HofArt mit der ersten Ausstellung eröffnet werden konnte. Ein Jahr später folgte eine wilde Reise nach Irland und danach fing Blaue Feder an, mehr und mehr das Land um sie herum zu erforschen. Vor fünf Jahren hatte sie begonnen als Blaue Feder diesen Blog zu schreiben. Bei ihr hatten sich Jupiter und Uranus Ende Fische/Anfang Widder vor 14 Jahren in ihrem fünften Haus getroffen und sie hatte sich für ein Leben auf dem Land und für die Kunst entschieden. Sie war aufgebrochen und hatte viele neue Erfahrungen gemacht.

Diesmal trafen sich die Beiden im Geheimen in ihrem achten Haus im Stier, wo es mehr darum ging aus ihrem Erfahrungsschatz zu schöpfen und diesen zu verwerten. Sie war sozusagen von der Jägerin zur Sammlerin geworden. Es ging mehr ums behüten, bewahren und selbst zum Gefäß werden für die schöpferische Kraft. Sie war angekommen, hatte den Ort gefunden, an dem sie wirken wollte. Momentan fühlte sie sich wie eine Höhlenforscherin. Wo andere vielleicht den Impuls spürten nach Außen zu gehen, hatte sie den Eindruck ging es bei ihr mehr nach innen und in die Tiefe. Umzüge standen keine an, wobei in Brauner Bär seit seiner Herz-Geschichte ein langersehnter Traum aufflammte nach Wien auszuwandern. Sie unterhielten sich viel darüber, für welches Lebensgefühl Wien stand und warum sich Brauner Bär dort so zuhause fühlte. Die feinen Künste und die entspannten Menschen gefielen ihm. Sie erinnerten sich gerne an ihre Ausflüge durch ihr Wiener Viertel mit den vielen kleinen Läden – stundenlang im Antiquariat nach Schätzen suchen, im Second Hand Laden nach einem Hut und im Café sitzen und philosophieren. Bei ihm trafen sich Jupiter und Uranus im 10. Haus, in dem Haus, wo seine Sonne stand. Es würde wohl spannend werden, wie ihrer beider Träume zusammenfließen würden.

Klar war, beide gingen in einen neuen Lebenszyklus und wurden in das Alt-Werden initiiert. Bei Brauner Bär war es deutlicher, hatte er bereits seinen Job hinter sich gelassen und genoss, den freien Raum, der sich ihm eröffnete. Blaue Feder suchte noch nach ihrem Weg ihren Brot-Job hinter sich zu lassen, der sich ihr langsam zeigte.

Eine Frage stand im Vordergrund:

Wer war die Alte, die sie im Begriff war zu werden? Welche Art von Baba Yaga oder Hexe schlummerte in ihr?

Seitdem sie mit der Geschichte von Vasalisa, der Weisen ging, hatte sie mehrmals von einer alten weisen Frau geträumt. Im ersten Traum stand sie in einer Runde von Menschen und die Alte ging durch die Runde und reichte jenen ein brennendes Licht, die Nichts machen durften. Blaue Feder kam an die Reihe, die Alte schaute sie prüfend an und fragte, ob sie eine Allergie hätte, weil ihre Nase lief. Nein, nein, sie sei nur etwas angeschlagen, antwortete Blaue Feder. Und während sie es abwehrte, wusste sie, dass die Alte wohl recht hatte. Sie spürte ihr Herz trommeln und dann bekam auch sie ein Licht von der Alten mit den Worten:

Auch Du gehörst zu jenen, die Nichts tun müssen.

Blaue Feder erwachte aus dem Traum und fragte sich natürlich, was es wohl bedeutete Nichts tun müssen. Konnte sie einfach alles stehen und liegen lassen und Nichts tun? Konnte sie sich entspannt zurücklehnen und die Früchte der Vergangenheit ernten? Vielleicht ging es mehr darum zu schauen, was sie meinte machen zu müssen und wofür ihr Herz wirklich schlug? Sie musste es noch nicht verstehen – es würde sich ihr zeigen.

Einst hatte sie sich eine Schatzkiste zum achten Haus gestaltet und ihr den Titel Dem Leben vertrauen gegeben. Als sie sich jetzt ihre Kiste anschaute, war sie sehr berührt. Mit ihrem Mond im Skorpion erwartete sie im achten Haus wohl tiefe Dramen. Doch strahlte dieses Bild eine große Leichtigkeit aus. Grad hatte sie im Garten ein neues Beet im Garten angelegt mit Samen von Mohn, Kornblumen und Nigella – all jene zarten Blumen.

Vielleicht schlummerte eine zarte wilde Alte in ihr.

Das Weberschiffchen sprach sie an:

Eine, die ihren eigenen Faden webt.

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