Im Reich der Goldammer

Es schneite, und mit den Schneeflocken von Frau Holle ließ Blaue Feder ein paar Buchstaben auf das weiße Papier schneien. Zum Beginn der Woche hatte sie einen wunderbaren Traum.

Es war früh am Morgen. Blaue Feder war in der Großen Stadt. Brauner Bär putzte die Küche. Blaue Feder bot ihm an, sie könne den Fußboden putzen und er sich für die Arbeit fertig machen. Aber Brauner Bär sagte: ‚Nein, nein, ich mach das schon, geh Du ruhig duschen.‘

Blaue Feder drehte sich um, doch statt die Tür zur Dusche zu nehmen, ging sie zur Wohnungstür hinaus und zur S-Bahnstation Hasselbrook. Unterwegs traf sie einen alten Freund. Er hieß Shamal und sie hatte als junge Frau viel von ihm geträumt. Er war ein dunkelhaariger, südländischer Typ, obwohl Shamal übersetzt wohl ‚Norden‘ oder ‚Nordwind‘ hieß. Sie freute sich ihn wieder zu treffen und umarmte ihn. Zusammen stiegen sie in die Bahn, doch als sie an sich herunterschaute, sah sie, sie war auf Strumpfsocken losgegangen und in ihrem Nachthemd.

Sie hatte ihr Portemonnaie nicht dabei und auch keine Fahrkarte, also fuhr sie schwarz. In der Bahn saßen zwei Frauen und kuschelten miteinander. Blaue Feder stieg an der nächsten Station wieder aus und wollte zurückfahren. Sie stand auf dem Bahnsteig und eine alte historische Bahn für Kinder fuhr ein. Sie wurde von Pferden gezogen und war nur für Kinder. Jemand zahlte 2000,- €, damit die Kinder mit der Bahn fahren konnten. Blaue Feder war sich unsicher, ob sie auf dem richtigen Gleis stand, doch dann kam ein sehr moderner Zug, er sah aus, wie eine Schwebebahn. Sie hatte etwas Angst, dass Kontrolleure kommen könnten und sah auch prompt ein paar Polizisten, die aber kein Interesse an ihr zeigten.

Die nächste Station stieg sie aus, aber es stand Simsen auf dem Schild und nicht Hasselbrook. Simsen erinnerte sie an die Binsen die auch Simsen genannt werden. Der Bahnschaffner lächelte ihr zu und winkte sie sie wieder in den Zug zurück. Blaue Feder saß am Fenster und erblickte eine märchenhafte Landschaft. Sie sah Berge und im Tal und eine zauberhafte Stadt, die halb unter Wasser lag. Sie fragte sich, wie dieses Reich wohl hieß? Es kam ihr bekannt vor.

Grade hüpfte eine Goldammer vor ihrem Fenster auf und ab und erinnerte sie an das Goldene Reich am Grunde des Großen Mondsees. Freude stieg in ihr Herz und sie fragte sich, tauchte es langsam aus den Wassern auf?

Sie stiegen aus dem Zug und trafen noch eine alte Freundin, aus der Traumzeit mit Shamal, eine Waage-Geborene. Shamal und die Freundin gingen schon vor in die Traumlandschaft.

Blaue Feder sah an sich herunter und plötzlich hatte sie Stiefel an, die sahen aus wie graue Cowboy-Stiefel. Solche hatte sie einmal besessen. Plötzlich hatte sie alle ihre Sachen wieder. Sie hatte einen Rucksack, ein Handy in der Hand und Kleider an.

Sie dachte bei sich, wenn sie schon einmal hier war, konnte sie sich auch dieses Traumreich anschauen. Mit dem Handy konnte sie in der Firma anrufen und sich krankmelden.

Als sie vor dem Eingangstor zu diesem Reich stand, klingelte der Wecker und Blaue Feder erwachte aus diesem Traum, der ihr sehr real vorgekommen war.

Sie setzte sich auf, ließ den Traum noch einmal wirken und überlegte, ob sie sich krankmelden wollte. Es ging ihr aber gut und so entschied sich in die Große Stad zu fahren, in der Vorstellung, es wäre ihr Traumreich. Tatsächlich fühlte sie sich in dieser Woche etwas anders in der großen Stadt. Sie war wieder mehr im Fluss.

Während des Seminars mit Cambra Skadé zum Medizin-Buch waren sie in ein Mythisches Dorf gereist. Auch dieses Dorf lag bei Blaue Feder am Grunde des Großen Mondsees. Sie wurde zu jemanden gerufen, der im Sterben lag. Sie legte ihm die Hand auf den Arm und begleitete seine Seele bis zu dem Tor des großen Lichtes.

Auf diese Weise hatte sie schon einmal eine Sterbende begleitet, aber sie war nicht gerade eine Fachfrau auf diesem Gebiet. Warum sie wohl diese Vision bekam? Oft stand der Tod oder die Tödin am Anfang ihrer Geschichten, wie auch jetzt wieder. Vielleicht war es an der Zeit, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen.

Als sie sich vor Kurzem mit einer Freundin auf die Suche nach einem Ort machte, wo die Freundin in Zukunft wohnen und wirken wollte, landeten sie in Sankt Annen in der Nähe von Friedrichstadt, einem Ort, der Heiligen Anna geweiht. Blaue Feder hatte diesen Ort schon immer einmal besuchen wollen. Auf dem Friedhof ging sie durch eine Spirale, in der beschriftete Steine lagen. Sie erzählten von einem Weg ins Leben.

‚Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben‘.

Oft standen Leben und Tod nahe beieinander. Einen neuen Ort für die Freundin hatten sie an diesem Tag nicht gefunden.

Wenn die Sonne durch die Fische wanderte, gab es noch einmal diese Zeit der Stille, bevor der Frühling seinen Einzug hielt. Blaue Feder stand in ihren Träumen öfters vor einem großem Tor und ließ etwas hinter sich, bevor sie den Schritt in etwas Neues wagte. Sie machte gerade ihren Frühlingsputz, holte Wollmäuse aus den Ecken und alte Spinnweben von den Decken. Während sie Altes aussortierte, klärte sich ihr Herz.

Blaue Feder wusste nicht, wohin sie dieser Faden führte. Frau Holle schenkte ihr unter ihrer weißen Schneedecke noch ein bisschen Zeit zum Träumen. Eigentlich hatte sie etwas über die innere Heilerin schreiben wollen. Vielleicht war es die nächste Geschichte. Es hörte auf zu schneien und sie legte ihre Feder beiseite. Der Schnee legte sich sanft um ihren Geschichten-Faden. Die Sonne ging auf und vor ihr lag ein Wintertraum.

Gerne würde sie noch einmal in das Reich der Goldammer reisen, um das Thema näher zu beleuchten. Nun saß eine schwarze Amsel vor ihrem Fenster und sagte:

‚Das wirst Du! Doch bring uns erst einmal ein paar frische Äpfel heraus.‘

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s