Die Fuchshöhle

Es war mal wieder Frei-Tag und Blaue Feder hatte frei. Sie wäre am Morgen gerne hinaus gegangen, aber es regnete und stürmte. Sie entschied sich, erst einmal ihr Frei-Tags-Wasser zu schreiben. Es war viel passiert und sie wusste nicht, wo anfangen. Sie beobachtete die kleine Maus, die sich ihr Futter aus dem Vogelhaus holte und sie dachte bei sich: ‚Mach klein!‘

Auch das Rotkehlchen empfahl ihr von Herzen: ‚Mach klein!‘

Zum Neumond war sie eine ‚kleine‘ Runde gegangen. Die Graue rief sie an die BroklandSau zu den Sieben Schwestern, doch sie ging in den Wald. Eine große Runde war ihr zu anstrengend, weil sie sich etwas angeschlagen fühlte. Die Sonne schien warm und sie traf viele Dorfbewohner, die ihren Sonntagsspaziergang machten.

Sie tauchte in den jungen Buchenwald und besuchte eine von mehreren Hollerbäumen. In ihren Zweigen sah sie ein altes Nest. Die alte Holler schenkte ihr ihr ein paar Judasohren für eine Kraftbrühe. Auch sagte ihr die alte Holler: ‚Mach klein, Du bist noch nicht wieder fit!‘

Blaue Feder wollte ins Tal der Steine zu den Schneeglöckchen. Ein Vogel rief laut und riet ihr davon ab. So ging sie an den Rand der alten Kieskuhle und sah, warum sie nicht ins Tal gehen sollte. Ein Reh war im Tal und es gab nur einen Weg hinein und einen hinaus. Als das Reh sie sah, gab es kurz einen Schrei von sich und Blaue Feder wollte es nicht verschrecken und die Enge treiben.

Also ließ Blaue Feder von ihrer Absicht ab, hatte sie schon genug Schneeglöckchen-Fotos. Dann entdeckte sie einen kleinen Märzenbecher-Wald. Bald war schon wieder März und ihr Geburtstag näherte sich. Sie hatte die Tage eine Einladung zum 40 jährigen Abi-Treffen bekommen. – War sie wirklich schon so alt? Während des Medizin-Feuers hatte sie an zwei Tagen in Folge einen ‚jungen Mann‘ aus dem Dorf getroffen und es Brauner Bär erzählt. Er fragte, wie alt der ‚junge Mann‘ denn war. – ‚Na, so alt, wie wir!‘, hatte sie geantwortet – so viel zum Alter.

Sie ging zur Weißdorn-Schule und besuchte ‚ihre‘ alte Holler. Ohne zu fragen, pflückte sie sich noch ein paar Pilze und die alte Holler sagte nur: ‚Kannst wohl den Hals wieder nicht voll kriegen!‘

Der Satz hatte gesessen und Blaue Feder fühlte sich ertappt. Sie hatte schon zwei Hände voller Pilze – es war genug. Mehr musste die Alte nicht sagen, der Satz hatte sie bis ins Mark getroffen.

In dem älteren Buchenwald hörte sie Kinder spielen und sie ging weiter. Es zog sie zum Fuchsloch. Sie ging die zehn Stufen hinauf auf den Berg, um auf der anderen Seite wieder runter und um den kleinen Bergrücken herum zu gehen. So kam sie zum eigentliche Fuchsloch.

Sie schaute in die Fuchshöhle, die verwaist dalag. Oder schaute sie aus der Tiefe eine Silber-Füchsin an?

Sie machte sich auf den Heimweg und sah, wie wieder einmal der gesamte Knick am Rundelsweg heruntergeschnitten war. Sie wusste die Weiden würden sich erholen. Sie waren nicht unterzukriegen und doch gab es ihrem Herzen jedes Mal einen Stich. Zumal die Vögel wieder anfingen zu singen und bald neue Nester bauen würden.

Sie fand zwischen den Weiden lange Ranken vom Geißbart und nahm sie mit. Daraus konnte sie etwas flechten. Es erinnerten sie an ihre Binsen, die noch, in einem feuchten Handtuch eingewickelt, auf weitere Verwendung warteten.

Sie ging zurück ins Dorf und plötzlich stand die Fee direkt vor ihr und schaute ihr in die Augen.

‚Danke, dass Du meine Schwester in Ruhe hast äsen lassen.‘

Blaue Feder schaute sich die Fee an und mit struppigem Fell war es ihr, als schaute sie sich selbst in die Augen. Die Fee war zutraulich. Sie war viel in den Gärten des Dorfes unterwegs, stets auf der Suche nach etwas zu fressen. Sie sah nicht fit aus. Blaue Feder sagte ihr noch einmal, sie hätte Wurzeln in den Garten gelegt. Dann verabschiedete sie sich von ihrer Schwester und sagte: ‚Pass gut auf Dich auf!‘

‚Du auch!‘, antwortete das Reh.

Wieder daheim kochte sich Blaue Feder eine Kraftbrühe von den Vital-Pilzen.

Kürzlich waren sie in Tetenbüll Freunde besuchen. Sie waren früh dran und es war noch Zeit, im Haus Peters eine schöne Kräuterausstellung zu besuchen. Überall konnten sie etwas beschnuppern und kosten. Dort fand sie eine schöne Illustration vom Judasohr und in einem Heft ein Rezept für eine Kraftbrühe. Sie wandelte sie etwas ab und nahm, was sie bei sich fand.

Nach dem leckeren Mahl setze sie sich hin und entfernte Binse für Binse ihres Sternenparenchyms. Es war eine Arbeit für Geduldige.

Am Neumond-Abend entzündete sie sich ein Feuer und wollte eine Kordel flechten aus den Binsen. Doch machte es sie fuchsig. Immer mal wieder fing sie etwas an und es wurde einfach nichts. Kurzerhand nahm sie die Binsen, knäulte sie zusammen und warf sie ins Feuer. Die trockenen Binsen brannten lichterloh und Blaue Feder fühlte sich erleichtert. Diese Geduldsarbeiten waren gerade nicht richtig für sie. Brennnesselgarn und Binsen mussten auf andere Zeiten warten.

Sie ließ los und schloss die Augen. Ihre Eule kam geflogen und legte ihr Federkleid um Blaue Feder. So flog Blaue Feder selbst als Eule verwandelt zur goldenen Quelle in den Wald. Dort legte sie ihr Federkleid ab. Nackt wie sie war, sprang sie in die goldene Quelle und ließ sich auf dem Rücken treiben.

‚Du darfst auch Nichts tun!‘ hörte sie die Quelle singen.

Es tat so gut, sich auszuruhen und einfach von der goldenen Quelle getragen zu werden. Sie genoss das Bad. Langsam stieg sie aus der Quelle, schüttelte die Wassertropfen ab, legte ihr Federkleid wieder an und flog zurück und saß wieder als Blaue Feder vor ihrem Feuer. Sie spielte mit der Möglichkeit sich eine Aus-Zeit zu gönnen. Die Freundin ging eine Weile ins Kloster und sie selbst bekam den Impuls ihr Atelier schön aufzuräumen und sich in ihre Fuchshöhle zurückzuziehen.

Sie stellte eine neue Karte auf ihren Altar mit einem Delphin darauf.

‚Spiele mit den Möglichkeiten‚ stand auf der Rückseite.

Ihr war am Medizin-Feuer aufgefallen, ihr war die Kraft der Närrin ein wenig abhanden gekommen .

Tauche in den Null-Raum der Närrin, kam ihr als Impuls und sie tauchte hinein.

Infos zum Haus Peters

https://hauspeters.info/2022/10/norddeutsche-kraeuter-und-heilpflanzen-in-ihrer-traditionellen-verwendung-24-9-22-19-3-23/

2 Kommentare zu „Die Fuchshöhle

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