Der Wolfsmonat neigte sich seinem Ende, schon stand die dunkle Luna wieder am Himmel und lud ein zu einer neuen Runde.
Der Sturm hatte sich gelegt und es war wieder winterlich kalt. Frau Holle ließ ein paar Schneeflocken fallen. Blaue Feder hatte eine bewegte Woche hinter sich. Erst schien es, als wolle sie gar nicht in der Großen Stadt ankommen. Es gab eine Weichenstörung auf ihrer Bahnstrecke. Bis Glückstadt war sie gekommen und dann fuhr kein Zug weiter. Sie entschied sich Glückstadt einmal näher anzuschauen, vielleicht fand sie das Glück oder ein nettes Café.
Sie kam zum Marktplatz auf dem reges Treiben herrschte. Dort stand ein Linien-Bus, der über die Dörfer nach Elmshorn fuhr. Die Busfahrerin machte gerade Pause. Café oder Bus – sie stieg in den Bus und die nette Busfahrerin fuhr am Bahnhof vorbei und sammelte die liegen gebliebenen Pendler ein. Blaue Feder mochte diese Ausnahmesituationen, die sie aus ihrem Trott herausholten. Sie fuhren über die Dörfer und besonders Herzhorn mit seinen schönen alten Bauernhöfen gefiel ihr sehr. Von Elmshorn ging es ebenfalls mit einem Linienbus weiter durch Dörfer, in denen sie noch nie gewesen war, immer an der Elbe entlang. Irgendwann landete sie in Wedel. Wedel war ihr aus jungen Jahren vertraut, hatte sie viel Zeit im Theater in Wedel verbrachte. Tanzend und spielend auf der Bühne, wie auch Kostüme nähend und Bühnenbilder bauend. So war sie groß geworden. Sie lächelte, als sie mit der Bahn die vertraute Strecke fuhr.
In dieser Woche hatte sie bei ihrem Brot-Job wieder ein Gespräch. Sie sagte sich noch einmal vor dem Gespräch, sie müsse sich nichts mehr beweisen. Sie ging mit einem Gefühl der Fülle in das Gespräch und es lief gut. Alles würde nun umgesetzt, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie hätte glücklich sein können, aber sie fühlte sich eher erschöpft, wie nach einer bestandenen Diplom- Prüfung. Doch nun ging es wieder voran und sie hatte Lust die Veränderungen, die anstanden, mit zu gestalten.
In der vergangenen Zeit begegneten ihr oft Hasen. Selbst die Wolken hatten ausgesehen wie Hasen.

Da fiel ihr ein, dass ihre Freunde in Tibet und China nun das Jahr des Wasser-Hasen einläuteten. Wer jetzt noch in seinem Nest hockte, konnte die Ohren ausklappen und loshoppeln. Blaue Feder gefiel es, wie überall auf der Erde zu anderen Zeiten Neujahr gefeiert wurde. Es erzählte von der Möglichkeit, jederzeit einen Neuanfang zu wagen. Die Sternenmenschen sagten ein bewegtes Mars-Jahr voraus. Der Hase war ein Mond-Tier. Ihm wurde eine schöpferische Energie nachgesagt, die ein Gefühl von Harmonie und Ausgeglichenheit schuff. ‚Meister Lampe‘ war ebenso ein Symbol für Weisheit und Intuition. Sie fragte sich, wie der feurige Mars und der hingebungsvolle Hase zusammen spielen würden. Vielleicht war es ähnlich wie bei ihr, denn ihr Mars war in den Fischen zuhause, einem Wasserzeichen. Sie war es gewohnt, sich hinzugeben und im Fluss des Lebens zu schwimmen.
Das Thema ‚Bewegung‚ war im letzten Raum ihres Geschichtenhaus angeklungen und sie nahm es mit in die neue Runde. Schaute sie selbst in die Sterne, sah sie nun alle Planeten wieder vorwärts laufen. Das war nicht immer so. Auch Blaue Feder lief gerne mal rückwärts, weil sie dann die Welt und sich mit anderen Augen betrachten konnte – achtsamer.
In der Nacht lenkte jemand ihren Blick mit einer Lupe auf ihr Horoskop. Sie sah Pluto, den Geist der Unterwelt in den Wassermann wechseln und ihren IC küssen. Der Imum Coeli bedeutete übersetzt der tiefste Punkt des Himmels. Er erzählt von unseren Wurzeln. Ihm gegenüber lag das Medium Coeli die Mitte des Himmels, die von unserer Berufung erzählte.
In der Mitte ihres Himmels im Löwen hatte sich bereits Lilith eingefunden, die wilde Frau selbst und tanzte frei ihren Tanz. Pluto stand an ihren Wurzeln und half ihr, ihren unteren Himmel zu lichten. Nach und nach, ließ sie Eines nach dem Anderen los. Manchmal starb etwas Altes, damit etwas Neues geboren werden kann.
Vielleicht wollte ihr der Traum auch sagen, schau noch einmal genau hin. Pluto auf den letzten Graden im Steinbock würde vermutlich noch einmal aufräumen, bevor er das Zeichen am 23. März wechselte. Sie spürte seit Tagen eine Anspannung in ihren Knochen. Es war wohl eher ein kollektives Thema, als nur ihres allein. Welche Themen würde er ans Licht holen, wenn er die nächsten 20 Jahe durch das freiheitsliebende Zeichen des Wassermanns lief?
Sie hatte angefangen ein Undinen-Bild zu malen. Ihr Wasser-Geist erinnerte sie an die ‚Skelettfrau‘. Einst war ein lieber Freund und Mentor gestorben und um ihrer Trauer einen Ausdruck zu geben, hatte sie die Illustrationen zur Skelettfrau gemalt. Sie ließ dabei ihre Tränen fließen. Sie hatte mit diesem Freund viel über die Geschichten der Wolfsfrau von Clarissa Pinkola Estés gesprochen.

So blätterte sie noch einmal in dem Buch der Wolfsfrau. Es waren zwei Geschichten, die sie ansprachen, die ‚Skelettfrau‚ und ‚La Llorona‘, ein Märchen über den Strom des Lebens.
Die Geschichte der Skelettfrau handelt von einer Frau, die einst von ihrem Vater verstoßen wurde und ins Meer gestürzt. Keiner wusste mehr, welches Gesetz sie gebrochen hatte, aber seither hungerten die Menschen. Einem Fischer trieb ihr Skelett ins Netz und er nahm es, wenn auch widerwillig, mit in sein Iglu und setzte die Knochen neu zusammen. Im Traum floss ihm eine Tränen aus dem Auge und erweckte die Skelettfrau zu neuem Leben. Von diesem Tag an litten die Menschen keinen Hunger mehr, denn die Skelettfrau kannte sich in der Tiefe des Meeres aus.
La Llorona erzählt vom Schaffensstrom der wilden Frau, der uns mit allem versorgt, was wir brauchen. Sobald sie in uns einströmt, sind wir ‚Im Fluss‘, dann fließt alles, dann wächst und gedeiht alles, was wir innerlich ausbrüten. La Llorona erzählt von der Kreativität, unserem kostbarstes Schatz, denn sie war die Nahrung, die wir an andere verteilen und die uns selbst innerlich nährt und bereichert auf allen Ebenen. La Llorona heißt übersetzt auch die Weinende. Sie ist der ruhelose Flußgeist auf der Suche nach ihren untergegangenen Schöpfungen.
Beide Geschichten erzählen von der Zerstörung des Fruchtbaren im Inneren, aber auch in der Umwelt des Menschen und ihrer Heilung.
Blaue Feder ging ihre Runde und fand zuerst eine Eierschale und fragte sich, was sie gerade am Ausbrüten war?

Am Ende des Weges sah sie die Rehe grasen. Sie kamen jetzt viel ins Dorf auf der Suche nach Nahrung. Auch die Fee kam öfters in ihren Garten und sie legte ihr nun Möhren hin.

Blaue Feder ging einen anderen Weg, als den gewohnten. Er wirkte grau und wenig erhellend. Sie ging den Kark-Weg. Das hörte sich nach einem kargen Weg an, doch war es der Kirchen-Weg. Es gab keine Kirche im Dorf, dafür aber viele alte weise Eichen. Ein Hufeisen erinnerte sie an das Jupiter-Jahr, war es noch nicht beendet und doch sprachen die Sternenmenschen alle schon vom Mars-Jahr. Konnten sie es denn gar nicht erwarten? Blaue Feder tauchte wieder ins Jetzt.


Es beschäftigte sie eine Frage. Sabine Treeß bot eine Jahresausbildung an, die sie mal wieder sehr ansprach. Es ging um das Thema Heilung und Naturverbindung. Blaue Feder hatte sich nun ihre zwei Tage freigeschaufelt, um ihrer Kunst mehr Raum zu geben und das entsprechende Kleingeld hatte sie auch nicht. Mal wieder stand der Wunsch im Raum, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Sie ging ihre Runde und traf eine Frau aus dem Dorf. Sie tauschten sich kurz aus und dann tauchte sie wieder allein in die Natur. Sie kam an einem neuen Baugrundstück vorbei. Sie hatte gedacht die neuen Häuser würden im Neubaugebiet gebaut, aber dieser Acker lag im alten Dorf gleich hinter dem Holler-Hof. Es würde neues Leben in das alte Dorf kommen.

Auf einem Bolzplatz, saß ein Raubvogel auf einem Tor. Er flog fort, bevor sie ihn erkannte. Die Fee schritt im nächsten Moment über das Spielfeld und Blaue Feder fragte sie, was würdest Du mir raten?

‚Du brauchst viel Zeit für dich allein, um deine Träume zu verwirklichen. Steh zu deinen Bedürfnissen. Oft lässt Du dich auf etwas ein und bist dann gestresst.‘
Blaue Feder bedankte sich und erzählte von den Möhren im Garten. Am Ende ihres Weges kam sie zur Zaubernuss und tauchte in ihren Zauber.

Die Hexenhasel machte ihr bewusst, dass sie im kommenden Jahr bereits viele Gelegenheiten hatte, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Bald schon war das Seminar der lieben Cambra zum Medizinbuch und sie hatte noch nichts vorbereitet. Dann würde bald die Gartenakademie beginnen und später würde sie in die Undinenzeit tauchen. Im Sommer gab es die Gruppen-Ausstellung und selbst bei ihrem Job hatte sie Gleichgesinnte, mit denen sie sich austauschen konnte.
Und siehe da, es war schon alles da!
Momentan hatte sie den Eindruck, wurden ihr noch einmal alle Themen des vergangenen Jahres aufgetischt und geprüft, ob sie es verstanden hatte – hatte sie?
Kaum war sie zuhause, kam ihre Künstlerfreundin zu Besuch. Sie tranken einen Tee zusammen und tauschten sich aus. Sie hatte das gleiche Thema am Wickel und übte sich im Loslassen. Sie erzählte sie von ihrem Töpferkurs, den sie an der VHS in Heide anbot. Grad war Blaue Feder ihre Lieblingstasse kaputt gegangen, da könnte sie sich doch im Atelier der Freundin eine neue Tasse töpfern. Am Abend telefonierte sie mit Liebevolles Herz und auch ihre Freundin war mit dem gleichen Thema unterwegs.
Blaue Feder las gerade ein Buch von Heiner Egge: ‚Tillas Farben‘. Es handelte von der jungen Malerin Ottilie Reylaender, die einst im Worpswede lebte und wirkte.
‚Malen ist Leben, und Atelier heißt Welt, wie auch Schreibstube Welt heißt für den Dichter und ein Schiffsbauch die Welt ist für den Seefahrer, den Weltumsegler.‘
So stand es in dem Buch geschrieben und so hüpfte Blaue Feder in ihre Welt und mischte neue Farben an für ihr Undinen-Bild. Draußen vor ihrem Fenster saß die Falkenfrau und war zufrieden.

Was ist jetzt der Unterschied zw. Hexenhasel und Hamamelis?
Kenne mich da gar nicht aus…
Eure Rehe sind echt süss. Hab schon lange keine mehr bei usn gesehen. ich denke, sie verstecken sich einfach
liebe Grüsse und ein schönes Wochenende wünscht Liv
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Liebe Liv, es gibt keinen Unterschied. Der wissenschaftlichen Name ist Hamamelis. Der deutsche Gattungsname lautet Zaubernuss. Weitere Volksnamen sind Hexenhasel und Zauberhasel. Ich schaue mir gerne die Namen von Pflanzen an, weil sie schon soviel über die Heilkraft aussagen. Liebe Grüße, Susanne
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bin jetzt erst zum lesen deiner geschichte gekommen.
und sie gefällt mir sehr gut.
liebe grüße und schönen tag für dich!
aljoscha
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Das Freut mich sehr. Bin auch grad nur sporadisch auf WordPress, weil das Leben einfach ruft. Alles Liebe, Susanne
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