Hexenbesen

Blaue Feder hatte ihren Raum schön hergerichtet und tauchte zur Wintersonnenwende in ihr kleines Feuer.

Sie hängte zur Wintersonnenwende gerne neue Misteln über ihre Eingangstür und verbrannte die Alten im Wintersonnenwend-Feuer. Doch dieses Jahr bekam sie keine Misteln, nicht auf dem Markt und auch nicht im Blumenladen. Sie hatte noch getrocknete, zerkleinerte Mistelzweige zum Räuchern und legte diese auf ihre Räucherkohle.

In der Nacht träumte sie von vielen Katzen in ihrer Küche. Eine kleine Rote Katze mit Schwarzen Ohren kam auf sie zu. Es gab auch einen weißen Kater, mit dem nicht zu spaßen war. Taiga und ihr Bruder Max waren auch da. Eine schweizer Freundin fragte sie im Traum, was sie mit dem Kater gemacht hätte, war sein Katzenschnupfen um vieles besser. Sie erzählte ihr, dass sie ihm, Taiga und sich selbst Tropfen von Artemisia Annua ins Wasser gab. Außerdem bekam er viele Kuscheleinheiten.

Taiga, ihre Katze, hatte sie selbst darauf gebracht. Sie war krüsch in allem, was sie zu sich nahm. Blaue Feder mochte ihre unabhängige und freiheitsliebende Art. Sie aß nur ein bestimmtes Futter und sonst nichts. Wurmkuren und alles andere lehnte sie ab. Blaue Feder tat sich ab und an eine Beifußtinktur in ihr Trinkwasser und sie sah, wie Taiga ihr Wasser trank. Von da an bekamen sie ein, zwei Tropfen in ihre Wasserschüssel und es tat ihnen gut. Mittlerweile nahm auch Brauner Bär die Tropfen für seine Erkältung und der war wohl noch krüscher als Taiga. Sie wunderten sich, wie sehr Taiga ihr neues Katzenbett liebte. Hätten sie nicht gedacht, dass sie es annehmen würde, aber sie liebte es heiß und innig

Der Beifuß war von jeher ihre Pflanzenverbündete. Jedes Jahr wuchs er in ihrem Garten, aber es war Artemisia Vulgaris. Nun brach dieser Hype mit Artemisa Annua aus. Was an ihr anders war, als am hiesigen Beifuß, wusste Blaue Feder nicht. Sie nahm lieber die Pflanzen, die in ihrer Umgebung wuchsen. Aber sie bestellte sich ein paar Samen von Annua und würde es erforschen.

Nun kam sie zum eigentlichen Thema zurück. Es gab nämlich keine Misteln bei ihr im Moor, jedenfalls hatte sie noch keine entdeckt.

Das Name Mistel war mit Mist verwandt, werden die Mistelsamen von Vögeln gefressen und gelangen mit ihren Ausscheidungen, eben mit dem Vogelmist wieder auf die Bäume, womit sie wieder bei der ‚Scheiße‘ angelangt war. Ab und an lag ein Kackehaufen auf ihrem Weg und sie musste schmunzeln.

Statt Misteln gab es im Moor in den Birken Hexenbesen, die sahen ihnen ein wenig ähnlich.

Die Hexenbesen auf den Birken entstehen durch einen Schlauchpilz. Diese Pilze spielen in der Herstellung von Antiobiotika eine große Rolle. Sie bilden auf der Oberfläche der Birkenäste winzig kleine Schläuche aus, wodurch dauerhafte Wuchststörungen an der Birke entstehen, die den Baum immer wieder zur Neubildung von sogenannten schlafenden Knospen antreibt.

Wenn sie denn keine Misteln bekam, vielleicht schenkten ihr die Birken einen Hexenbesen. So gagelte sie am Neumond-Morgen los. Die Hexe im Nachbarsgarten lächelte ihr illuminiert zu. Das war vielleicht ein gutes Zeichen.

Nach der schönen Schnee-Einlage von Frau Holle hatten nun die Nebelkrähen das Land wieder fest im Griff.

Ein neues Schloss mit vier Türmen lachte sie bei der Töpferin an. Gleich am Ortsausgang gab es Birken mit Hexenbesen. Hier küssten sich Brauner Bär und Blaue Feder jedes Neujahr und stellten sich vor, es wären Misteln. Das Problem war nur, sie hingen viel zu hoch. Manchmal wehte ein Sturm einen Hexenbesen hinunter – vielleicht hatte sie ja Glück.

Erst einmal tauchte sie am Großen Mondsee in die schönen Neumond-Energien.

Ein großer Schwarm Graugänse flog über den See und gab Blaue Feder den Hinweis:

‚Folge Deinem Schwarm und verzettel Dich nicht.‘

Was es mit den Zetteln auf sich hatte, würde sie am Abend erfahren. Sie war mal wieder einem schönen Rauhnachtsangebot erlegen. Doch schon bei den Vorbereitungen merkte sie, es war nicht das, was sie sich vorgestellt hatte.

In diesem Rauhnachtskreis stand das Räuchern im Mittelpunkt. All die Jahre hatte sie nur mit Beifuss aus ihrem Garten geräuchert. Für diesen Kurs hatte sie 13 verschiedene Räucher-Essenzen angeschafft. Blaue Feder liebte es einfach und kurz überlegte sie, den Kurs abzubrechen. Doch dann merkte sie, es war in der vergangenen Zeit ständig etwas in ihr gegen alles Mögliche. Ihr wurde klar, wie sie sich auf diese Weise auch von dem abschnitt, was ihr Freude bereiten könnte. Dazu gehörte auch etwas Neues auszuprobieren. Also entschied sie, sich doch auf den Kreis einzulassen.

An diesem Morgen nahm sie wieder die Fährte der Maulwürfe auf und diese führte sie zur Gänsekuhle. Auf diesem Weg kam sie an den tanzenden Birken vorbei.

In ihren Ästen hingen nur wenige Hexenbesen, aber einen hatten sie auf den Weg gelegt. Blaue Feder freute sich und bedankte sich bei den Birken. Bei den Misteln war es so, dass die Mistel die Kraft des Baumes, auf dem sie wuchs noch einmal verstärkte. Vielleicht war es bei den Hexenbesen auch so. Blaue Feder hatte zu den Birkengewächsen eine innige Verbindung, ob zu den Birken, den Haseln, den Erlen und den Hainbuchen.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging sie weiter zur Gänsekuhle. Diese war auch im Winter oft nicht zugefroren. Ein paar Gänsesäger hatten sich hier versammlet. Nun war die Sonne aufgegangen und Blaue Feder tauchte in alle vier Elemente: Feuer, Erde, Luft und Wasser.

Dieser Morgen war mal wieder halkyonisch und die Stimmung der Blauen Feder hellte sich auf. Es würden sich schon Lösungen finden.

Blaue Feder gagelte weiter in der schönen Sonne. Im Haselweg wurde sie von Eichelhähern zu einem Baum gerufen. Den Blätterresten nach zu urteilen war es eine Vogelbeere. Das würde die vielen Vögel in ihrer Nähe erklären.

Sie stellte sich mit dem Rücken an die Eberesche in die Sonne, schaute sich die Landschaft an und fühlte sich, wie in Avalon.

Sie begegnete an diesem schönen Morgen vielen Menschen auf ihrem Weg und alle wünschten sich schöne Weihnachtstage. Blaue Feder wusste nicht wirklich, wer alles zu ihrem Schwarm gehörte. Wohl die Menschen um sie herum, ihre Famile, ihre Freunde, die Menschen aus ihrem Dorf, ihre Ahnen, ihre Spirits. Vielleicht auch Menschen, die hier ihren Blog lassen. Es schien ihr nicht so wichtig, es zu wissen, mehr zu spüren, sie war nie alleine unterwegs.

Hier und dort unterhielt sie sich gerne mit den alten Männern ihres Dorfes. Einer, der bei Drachenbäumen wohnte, hatte gerade eine Operation hinter sich. Erwar froh, dass er wieder Laub fegen konnte und sagte ihr, es sei eine Gnade immer älter zu werden.

Beim Haus mit den Hundsrosen lag auf dem Gehweg ein kleiner Tannenbaum neben einer Mülltonnne und sie wunderte sich. Hatte er schon seine Weihnachten hinter sich? Sie ging vorbei, dann wieder zurück und ein kleiner alter Mann kam aus dem Haus. Sie fragte ihn, ob er den Tannenbaum nicht mehr haben wolle. Doch, doch, er wollte nur ein paar Äste abschneiden und in die grüne Tonne werfen. Blaue Feder erzählte, sie hätte ihn beinahe mitgenommen.

‚Oha, da hätte ich mich aber gewundert.‘

Beide lachten und wünschten sich schöne Weihnachten. 🎄

2 Kommentare zu „Hexenbesen

  1. …das foto von taiga
    hat bei mir wieder erinnerungen
    an eine meiner ersten dreifarbigen katzen
    wachgerufen
    morgenröte
    hieß sie und war eine ganz liebe und schlaue
    und eigensinnig sowieso 🙂

    Gefällt 1 Person

    1. ‚Morgenröte‘, so ein schöner Name. Taiga hat uns adoptiert. Eigentlich gehört sie zum Hof nebenan, ist aber nur noch bei uns. Dafür ist ein Kater wiederum von einem anderen Hof gerne nebenan. So gleicht sich alles aus. Taiga ist mir eine wunderbare Lehrmeisterin.

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