Goldenbaum IV

Clara und ihre Kommunitonen hatten ihre Prüfung nicht nur gut, sondern sehr gut abgeschlossen. Sechs Jahre hatten die jungen Menschen fleißig studiert und nun schlossen sie dieses Kapitel ab. Das Land hatte drei neue Assistenzärzte mehr und es wurde gefeiert.

Sie selbst wurden nochmals im Thema Vertrauen geprüft. Brauner Bär kam geknickt heim, weil ihr Auto in der Großen Stadt geklaut worden war. Es fühlte sich an, als würde die Große Stadt ihnen zuraunen: ‚Seht zu, dass ihr aufs Land kommt. Schließt das Kapitel langsam ab!‘

Zum Glück verliebten sie sich gleich bei dem Gebrauchtwagenhändler ihres Vertrauens in einen schneidigen Franzosen, bezahlbar, mit geringerer Abgasbelastung und günstiger im Verbrauch, als der Alte. Sie machten eine Probefahrt und wollten gar nicht wieder aussteigen. Er hatte sogar ein Panoramadach und war lang genug, dass sie auch mal darin schlafen, den Sternenhimmel anschauen und auch mal ihre Bilder darin transportieren konnten. Sie bekamen auch ihr Wunschkennzeichen bei der Zulassungsstelle, mit ihren Initialen und dem Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten. Blaue Feder war glücklich, weil Brauner Bär wieder glücklich war.

So fand auch diese Geschichte ein glückliches Ende und sie konnte mit ihrer Geschichte fortfahren.

Kranichmusik

Am kommende Morgen landeten zwei Kraniche auf der Wiese hinter den Haseln. Sie riefen die Blaue Feder zu sich hinaus. Sie zog sich rasch etwas über und ging den kleinen Weg hinterm Haus entlang, damit sie die beiden besser sehen konnte. Es hatte in der Nacht geregnet und das Gras war nass. Die Wegwarten am Wegesrand schliefen noch. Von wegen sie würden um fünf Uhr Morges erwachen. Blaue Feder lauschte dem Gesang der Kraniche und ihr Herz freute sich. Sie schauten diesen majestätischen Vögeln zu, wie sie durch die Wiesen Schritten und ihre Rufe hallten laut durch das ganze Tal.

Sie entdeckte einen Waldweg, den sie zusammen mit Brauner Bär einmal erkunden konnte. Sie riss sich los vom schönen Anblick dieser Glücksvögel und Brauner Bär erwartete sie schon mit dem Frühstück auf der Veranda. Sie mussten sich an diesem Tag mit Vorräten eindecken und so entschieden sie sich, nach Neustrelitz zu fahren. Sie landeten im Hafen von Neustrelitz und schauten sich den Schlossgarten an, aber so richtig Stimmung kam bei ihnen nicht auf. Es gab einen Skulpturenpark, den sie nicht schön fanden. Alles wirkte irgendwie wenig lebendig. Vielleicht waren auch sie selbst bei dem Regenwetter nicht so in Stimmung. Es gab eine Kirche, die sehr einladend aussah mit einer Kunstaustellung, aber sie hatte an diesem Tag nicht geöffnet. So gingen sie einkaufen und fuhren wieder zurück nach Goldenbaum.

In ihrem Garten standen Pflaumenbäume und so buk Blaue Feder einen leckeren Pflaumenkuchen. Sie setzten sich zum Kuchenessen auf die Veranda. In ihrem Garten war vielleicht was los. Gleich vier Eichelhäher spielten miteinander und ein Adler kreiste über ihrem Haus. Dann kam auch noch, wie Zuhause, ein Kater zu Besuch.

Zum späten Nachmittag erkundeten sie den Waldweg, den Blaue Feder am Morgen gefunden hatte. Sie gingen lieber zu fuß, denn der Popo der Blauen Feder tat noch von dem Fahrradfahren arg weh. Im Wald entdeckten sie nach einer Weile ein Hügelgrab und einen Wehrgraben, die von einstigen Zivilisationen erzählten. Auf dem Weg fand Blaue Feder zwei kleine braungesprenkelte Federn. Es dauerte eine Weile, bis sie herausbekam, zu welchem Vogel zu gehörten. Es war die Waldschnepfe. Was wollte ihr die Waldschnepfe wohl sagen? Sie spürte sich in die Federn in ihrer Hand hinein. Waldschnepfen leben eher heimlich im Wald und sie bekam selten eine zu Gesicht. Im Moor schreckte sie ab und an eine Schnepfe auf. Durch ihr braungesprenkeltes Federkleid waren sie gut getarnt.

Blaue Feder spielte in diesem Jahr mit den Möglichkeiten, weniger in ihrem Brot Job zu arbeiten und dafür der Kunst wieder mehr Raum zu geben. Vielleicht hatte sich die Schnepfe aus ihrer Tarnung begeben, weil es an der Zeit war, ihren Traum zu realisieren. Es war ihr, als würde sie die Schnepfe ermuntern dem Ganzen einen realen Boden zu geben und ein neues Kapitel in ihrem Lebensbuch aufzuschlagen.

Wie die Waldschnepfe, so gehörte auch der Große Brachvogel zu den Schnepfenvögeln. Wohl erinnerte er sie daran, das alte Kapitel mit Würde noch in diesem Jahr abzuschließen.

Blaue Feder wünscht Dir einen besinnlichen Dritten Advent.

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