Goldenbaum II

Blaue Feder hatte vergessen ihre Stiefel zu putzen und vor den Ofen zu stellen. Sie hörte es in der Nacht auch nicht rumpeln und pumpeln im Kamin. So ging sie heute leer aus.

Einst kam der alte Weise, der Nikolo, aus fernen Ländern zu uns, um uns mit seinen Haselruten und Haselnüssen den Zugang in die Anderswelt zu öffnen. Auf wundersame Weise scheint die Geschichte der Blauen Feder zum heutigen Tag zu passen. Sie wird selbst noch einmal darüber nachzusinnen, was sie mit diesem Tag und dem Nikolaus verbindet. Vielleicht besuchte sie mal die Alte Hasel.

Ankunft in Goldenbaum

Es war die Zeit der dunklen Luna, als sie ihre Sieben Sachen in ihren Wagen packten und Kurs nahmen Richtung Goldenbaum. Sie wollten die schöne Strecke über die Dörfer fahren, doch gleich zu Beginn verfuhren sie sich und schauten sich unverhofft ein Dorf an, das sie noch nicht kannten. Die Reise ging also schon lustig los, doch mit der Zeit fanden ihren Weg.

Sie legten sich Musik auf und sangen, so gut wie sie halt konnten, die Lieder mit. Auf diese Weise erreichten sie bald das Land im Osten und freuten sich große Schwärme von Kranichen auf den Feldern zu sehen. Kurz sah Blaue Feder einen Fuchs auf einer Wiese. Er lief durch einen Schwarm Wildgänse und aus irgendeinem Grund flogen diese nicht fort. Hatte sie es sich eingebildet. Es war ein merkwürdiger Anblick. Manchmal sah sie auf den Feldern unechte Füchse stehen, aber dieser schien ihr doch sehr lebendig. Sich noch wundernd fuhren sie schon in das kleine Dorf Goldenbaum. Zauberhaft war ihr erster Eindruck, fuhren sie durch eine Straße mit lauter Apfelbaum-Gärten. Im zweiten Blick empfing sie ein Dorf im alten DDR-Charme.

Sie fanden das Haus von Roland Ranger und er und sein Bruder begrüßten sie herzlich. Sie bauten gerade ein Baumhaus. Gleich wurden sie eingeladen das Baumhaus hochzuklettern. Brauner Bär stieg hinauf und Blaue Feder blieb lieber unten, hatte sie Höhenangst. Von dort oben hatte Brauner Bär einen schönen Ausblick über das Land.

Sie selbst bezogen das Haus unter dem Baumhaus, ein alter ausgebauter Stall. Er war gemütlich eingerichtet. Für ihren Geschmack gab es von allem etwas zu viel. Sie fühlten sich ein wenig zurückversetzt in WG-Zeiten, aber das Haus hatte eine liebvolle Ausstrahlung. Ihnen waren gleich die vielen Obstbäume im Garten aufgefallen und besonders die Pfirsichbäume direkt am Haus. Nachdem sie ihre sieben Sachen im Haus verstaut hatten, tranken sie zusammen mit Roland Ranger und seinem Bruder einen Kaffee auf der schönen Veranda, denn sie hatten einen Pflaumenkuchen mitgebracht.

Roland Ranger erzählte ihnen ein wenig von der Gegend. Er war in Serrahn aufgewachsen. Heute standen dort nur noch fünf Häuser. Eines bewirtschaftete seine Schwester, die dort ein Café betrieb. Er erzählte von Wölfen, Wildschweinen, einem Rudel Rehe, einem weißen Hirsch und von vielen schönen Orten, die sie hier erkunden konnten.

Sie gingen dann noch eine Runde durch das Dorf und schauten, wo sie gelandet waren. Sie wanderten um die Kirche herum, trafen noch einmal Roland Ranger auf seinem Nachhauseweg und er zeigte ihnen, wie sie zum Schweingartensee gelangen konnten. Doch waren sie für die Wanderung zu müde von der Reise. Sie wollten sich einen ruhigen Abend machen und erst einmal im Haus ankommen.

In der Nacht hörte Blaue Feder Kraniche über das Haus fliegen und ihr Herz hüpfte vor Freude. Am Morgen schlüpfte sie früh aus dem Bett. Sie konnte die Musik der Kraniche hören, aber keinen sehen. Aus ihrem Fenster heraus, konnte sie Pfirsiche pflücken, aber noch waren sie nicht reif. Von der Veranda aus, betrachtete sie erst einmal den Platz, an dem sie wohnten.

Das Haus war von einem großen Haselhain halbmondförmig umgehen und es standen viele Obstbäume im Garten. Es wurde gesagt, wer unter Haseln schläft, der erwacht im Reich der Elfen und der Waldgeister. So war es nicht verwunderlich, als sie am Morgen von einem einäugigen Waldgeist im Garten begrüßt wurde. Es waren neun Haselbäume, die das Haus umringten.

Der Einäugige erinnerte Blaue Feder an den einäugigen Lachs aus dem Brunnen der Weisheit, der ebenfalls von neun Haselbäumen umgeben war. Ein Eichelhäher nahm Platz auf einem Haselstrauch und begrüßte sie in Goldenbaum. So fühlte sie sich gleich heimisch.

Im Garten gab es eine große Feuerstelle. Sie stellte es sich schön vor, am Abend ein Feuer anzuzünden. Der Einäugige schlug ihr vor, an diesem Tag die Schwester von Roland Ranger im Serrahner Wald zu besuchen. Was ihnen wohl begegnen würde. Roland Ranger hatte von Wölfen und Wildschweinen erzählt. Ob sie welche zu Gesicht bekamen? Gerne hätte sie auch einmal den weißen Hirsch gesehen.

In erster Linie war es wohl aber wichtig, sich zu entspannen und im Wald tief durchzuatmen. Die Fahrräder im Schuppen riefen schon und die Schwalben flogen hoch. Es versprach ein schöner Tag zu werden.

4 Kommentare zu „Goldenbaum II

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