Nach ihrem Flohmarkt besuchten sie den Flohmarkt in Linden. Linden war schon viele Male zum schönsten Dorf gekürt worden. Ostrohe nicht einmal. Es hatte sich wohl keiner darum gekümmert. Der Flohmarkt in Linden war ein Flohmarkt der Kinder. Blaue Feder tauchte in die Kinderwelten und hielt Ausschau nach Wichtelbüchern. Alle Straßen waren nach Bäumen benannt, wobei der Baum, der auf dem Schild stand, nicht unbedingt in der Straße zu finden war. Auch fragte sich Blaue Feder nach einer Weile, warum Linden – Linden hieß. Sie fand nur eine Linde. Stattdessen lachten sie viele Kastanien an. Nun zu anderen Zeiten mag es wohl anders gewesen sein, ging die Besiedlung von Linden bis auf die Steinzeit zurück. Ganz so begeistert waren Blaue Feder und Brauner Bär von Linden nicht. Es gab ein paar schöne alte Häuser, aber vielleicht verflog sich der Charme des Dorfes, weil ein eisekalter Wind durchs Dorf fuhr.
Einzig eine Gans sprach sie an. Die erinnerte Blaue Feder an die Abenteuer von Nils Holgersen – mal wieder ein Wichtelgeschichte.

Die Tage zogen große Gänseschwärme über das Land gen NordOst und sie musste an das Märchen von der Gänsehirtin denken. Blaue Feder ging nun auf Reisen. Das ‚Tal der sprudelnden Quellen‚ rief sie und die Drachensteine.

Vor vier Jahren hatte sie schon einmal an einem Weiher im Tal der Sprudelnden Quellen gesessen, an dem eine Statue der Gänsehirtin stand.

All die Tage hatte sie die Federn der Enten und Gänse eingesammelt und mit ihnen ein schönes Bild gezaubert. Momentan begegnetete ihr die Geschichte der ‚Gänsehirtin am Brunnen‚ öfters. Sie hatte in der Zwischenzeit ein Bild gestickt und sie hatte den Eindruck, es passte gut zu dem Märchen der Gänsehirtin, deren Tränen sich in Perlen verwandeln. Blaue Feder hatte viele geweinte Perlen auf dieses Bild gestickt.

Vielleicht begleitete sie jedes Jahr eine Geschichte. Im vergangenen Jahr waren ‚Schneeweißchen und Rosenrot‚ sehr präsent und dieses Jahr die ‚Gänsehirtin am Brunnen‚.
Was wollte ihr die Geschichte von der Gänsehirtin am Brunnen sagen?
Da gab es am Anfang ein stein-alte Mütterchen, die jeden Tag hinausging und Futter für ihre Gänse holte. Sie trägt Lasten, die man dieser kleinen Frau garnicht zutraut. Blaue Feder war nun auch keine junge Frau mehr, vielleicht noch nicht stein-alt, aber auch sie ging jeden Tag hinaus Kräuter suchen und sie trug Wackersteine aus dem Garten, die sie eigentlich nicht tragen konnte.
Zu der Alten kommt ein Mädchen, das von ihrem Vater mißverstanden wurde. Sie hatte ihm gesagt, sie würde ihn lieben, wie das Salz in der Suppe. Den Vergleich hatte der Vater nicht verstanden und seine jüngste Tochter mit einem Sack Salz auf dem Rücken des Schlosses verbannt. Schon wieder mußte Eine eine Last tragen. Das Mädchen kam in den Wald, traf dort auf die Alte und ging bei ihr in die Lehre. Sie lernte bei ihr das Gänse-Hüten und das Spinnen.
Drei Jahre vergingen und ein Königsohn machte sich auf den Weg. Auch er trifft auf die Alte und trägt ihre Lasten heim. Wieder muss Einer eine Last tragen. Die schöne Königstochter, ist als diese nicht gleich erkennbar. Sie trägt das Kleid einer alten Trulle. Doch am Brunnen legt sie ihre Haut ab, die Königstochter die Perlen weint kommt zum Vorschein und der Königssohn erkennt ihre wahres Wesen.
Am Ende verwandeltet sich die Hütte der Alten in ein Schloss.
Blaue Feder gefiel besonders das offene Ende der Geschichte.
„Die Geschichte geht noch weiter, aber meiner Großmutter, die sie mir erzählt hat, war das Gedächtnis schwach geworden: sie hatte das übrige vergessen. Ich glaube immer, die schöne Königstochter ist mit dem Grafen vermählt worden und sie sind zusammen in dem Schloß geblieben und haben da in aller Glückseligkeit gelebt, so lange es Gott wollte. Ob die schneeweißen Gänse, die bei dem Häuschen gehütet wurden, lauter Mädchen waren (es braucht’s niemand übel zu nehmen), welche die Alte zu sich genommen hatte, und ob sie jetzt ihre menschliche Gestalt wieder erhielten und als Dienerinnen bei der jungen Königin blieben, das weiß ich nicht genau, aber ich vermute es doch. So viel ist gewiß, daß die Alte keine Hexe war, wie die Leute glaubten, sondern eine weise Frau, die es gut meinte. Wahrscheinlich ist sie es auch gewesen, die der Königstochter schon bei der Geburt die Gabe verliehen hat, Perlen zu weinen statt Tränen. Heute kommt das nicht mehr vor, sonst könnten die Armen bald reich werden.„
Es war ein Ende, das einlud die Geschichte weiterzuschreiben. Wie ging die Geschichte von der Gänsehirtin weiter?

Vielleicht konnte Blaue Feder ihre Spur im Tal der Sprudelnden Quellen wieder aufnehmen. Sie würde auch die Extersteine besuchen. Sie nannte sie liebevoll Drachensteine. Diese Drachensteine spielten in ihrem Leben ein wichtige Rolle. Was würden sie ihr dieses Mal erzählen?

Welche wundersame Reise würde sie erleben? Sie stieg nun auf den Rücken einer Gans und verabschiedet sich. Die Gänse flogen in den Norden und sie flog nun in den Süden. Irgendwie machte sie dieses Jahr alles anders. Das war wohl so.
Das Buch von Nils Holgerson packte sie in ihren Rucksack, wie auch ihr Skizzenbuch ihre bunten Malstifte und Tagebücher, mit leeren Seiten. Ihren Läppi-schläppi ließ sie zu hause. Was würde sie erleben? War es wieder so bezaubernd wie vor vier Jahren? Vermutlich würde sie mit neuen Eindrücke heimkehren.
oh, liebe feder!
was für eine wundervolle stickerei mit federn, tränenperlen, muschelperlen … ich bin sehr beeindruckt!
darf ich fragen, wie lange du wohl daran gearbeitet hast?
vielliebe pegagrüße von süd nach nord❣️
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Danke, liebe Pega, das kann ich nicht wirklich sagen. Erst habe ich drei Wochen lang die Federn von den Enten und Gänsen eingesammelt, die in der Mauser waren. Dann den Stoff mit Siebdruck bedruckt. Gestickt habe ich einen Sommerurlaub, immer, wenn Zeit war.
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danke, liebe susanne, für die erläuterung … ich glaube, das ist eine herzensarbeit, da kann man die zeit nicht aufrechnen …
herzliche grüße zu dir:
pega 🥰🌿🪶💚
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Was für ein Zufall! Gerade gestern hat meine jüngste Tochter nach langer Zeit wieder unser „Nils Holgersson“-Buch herausgekramt und mich gebeten, es vorzulesen. Und so sind wir von Süd nach Nord über Schweden geflogen…! Ein wunderschönes Stickbild hast du da gemacht!
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Hihi, das ist schön. Ich lese Pukka auch am Abend vor. Herzensgrüße, Susanne
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gute reise zu den drachensteinen!
bei mir ist es dieser tag immer mal wieder ein schwarzstorch, der über mich hinwegfliegt.
wunderschöne vögel!
hab´s gut!
aljoscha
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Danke, lieber Aljoscha. Hast Du auch einen Blog oder so? Schwarzstörche sind toll. Wünsche Dir auch eine gute Zeit, Susanne
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hallo liebe susanne!
sorry, komme erst heute zum antworten:
nein, ich habe keinen blog oder ähnliches 😉
mein erster impuls war, zu schreiben: i`m a reader, not a writer 🙂
bei näherem nachdenken paßte das aber doch nicht so richtig.
also, das mit dem reader schon. die morgendliche bloglektüre, welche ich morgens beim frühstücken im bett sehr genieße, ist mir in den vergangenen jahren zu einem liebgewordenen ritual geworden 🙂
und bücher natürlich. eine welt ohne bücher wäre für mich keine, auf der ich leben wollte 😉
ansonsten kommuniziere ich mit meinen leuten viel über whatsapp und signal.
und einem blog am nächsten kommen wohl die temporären statusmeldungen,
wo ich fast täglich schöne fotos von meinen wald- und wiesenspaziergängen einstelle,
oder interessante berichte verlinke oder schöne musikstücke.
das reicht mir eigentlich als „öffentlichkeit“, zumal ich auch beruflich sehr
viel mit menschen und kommunikation zu tun habe.
so in etwa… 🙂
und nun schönes wochenende dir und deinen lieben!
und ich freu mich schon auf deinen kommenden drachenbericht 😉
aljoscha
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Lieber Aljoscha,
nun war ich eine Weile ohne Internet unterwegs.
Bin jetzt wieder daheim gelandet und sortiere nun mal meine Fotos und Worte – vieleicht kommt auch ein Drachen-Bericht.
Schön von Dir zu hören.
Liebe Grüße, Susanne
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