Schnee von gestern

Eine liebe Freundin aus dem Süden erzählte ihr gestern von einer dicken Schneewolke. Sie wusste nicht so recht, was sie meinte.

Dann sah sie selbst die dicke Wolke über den Schlangensee ziehen und dahinter das Licht. Das sah schon imposant aus.

Ein Zaunkönig flog mit ihr zu einer Bank und sagte, lass Dich nieder und lausche.

Sie setzte sich und lauschte. Ein Blaukehlchen fing an zu singen, ein Lied so schön, dass sie für einen Moment die Schwere vergaß, die ihr Herz umfing.

In der Nacht wachte sie auf und sah Frau Holle ihre Betten ausschütteln. Taiga hatte sich in eine Schneekatze verwandelt. Sie ließ sie rein und streichelte ihr die nassen Flocken aus dem Fell. Zärtlichkeit umfing sie.

Nun saßen sie zusammen am Fenster und sahen den tanzenden Schneeflöckchen zu.

Blaue Feder fragte sich, wollte sie in die Stille der dunklen Mondin tauchen oder es laut hinaussingen, was ihr so schwer auf der Seele lag?

Die Gimpel sprachen von den Schwierigkeiten, die ein Übergang in etwas Neues mit sich bringen.

Der Eichelhäher sagte: ‚Lass Dir Deine Lebensfreude nicht nehmen! Knack lieber eine Nuß!‘

Eine Singdrossel kam hinzu – und Blaue Feder fragte sie: ‚Und, was meinst Du?‘

‚Schau nicht nach hinten, schau nach vorn. Der Schnee von gestern wird schmelzen. Schau doch mal, wie alt der Hut ist, schon ganz zerfranst.‘

‚Aber, ich habe ihn doch so gerne getragen – es ist mein Lieblingshut!‘

‚Manchmal ist es Zeit für einen neuen Hut. Geh hinaus und verabschiede Dich von Deinem alten Hut. Wenn ein Lebensabschnitt zu Ende geht, ist es normal, um das Alte zu trauern. Das gehört dazu – auch die Unsicherheit und das Nicht-Wissen, wie es weiter geht. Und wenn Du soweit bist, dann schau Dich nach einem neuen Hut um. Vielleicht wartet schon einer auf Dich, der besser zu Dir passt!‘

Es kamen an diesem Morgen auch noch die Spatzen, die Amseln, die Tauben, die Buchfinken, die Grünfinken, die Blaumeisen und sogar die schwarze Krähe in ihren Garten und Blaue Feder war berührt von soviel Anteilnahme.

Na, dann will sie mal hinausgehen, den Vögeln ein paar frische Körner bringen und sich von ihrem alten Hut verabschieden.

15 Kommentare zu „Schnee von gestern

      1. ja … ich muss ordentlich loslassen üben zur zeit … und das wird sich in den kommenden drei, vier monaten noch steigern …

        bei dir steht auch eine größere veränderung an? auf jeden fall wünsche ich dir kraft und mut und immer eine kluge singdrossel in deiner nähe❣️

        alles liebe: pega

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      2. Ja, mal sehen, bei mir ist es der Job, der mir grad ein paar Steine in den Weg legt. Ich mache den Job jetzt 21 Jahre und konnte ihn bisher mit meiner Kunst gut vereinbaren. Aber seit einiger Zeit weht dort ein neuer Wind, der mir nicht so wirklich behagt.
        Ich wünsche Dir eine gute Zeit des Loslassens und ich schau mal, welcher Hut mit gut zu Gesicht steht. Liebe Grüße, Susanne

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