Immer und immer wieder kam der Ruf aus der Tiefe

Der Ruf der dunklen Schwester
Sie steigt hinab
Stufe um Stufe legt sie all ihr Hab und Gut ab
Die Krone
Das Zepter
Den Apfel
Ihr Schlehenkleid
Die Scham
Nackt steht sie vor ihrer dunklen Schwester. Vor ihr gibt es keine Scham. Wenn Eine sie kannte, dann ihre Schwester. Sie kannte alle ihre wunden Stellen. Alles, was sie zu verbergen suchte. Sie schaute in ihre tiefen Augen. Dann begann sie zu sprechen:
‚Schwester, da ist immer noch dieser Hunger.‘
Die Schwester schaut zurück und zog ein kleines Wesen hinter ihrem Rücken hervor.
‚Meinst Du diesen Hunger?‘
Klein, blau und dick steht er vor ihr.
‚Ich kenne Dich! Ich kenne Dich schon lange!‘‚
‚Ja, Du kennst mich schon lange!‘
Der kleine blaue Drache schaut sie aus großen Augen an.
‚Ich dachte, Du bist ein Hungergeist und Du löst Dich irgendwann auf! – Wie oft schon habe ich Dich gefüttert!‘
‚Warum sollte ich mich auflösen? Gehöre ich nicht zu Dir?‘
Sie nimmt den kleinen blauen Drachen auf den Arm und legt ihn an ihre Brust. Der goldene Nektar der Liebe beginnt zu fließen.
‚Warum bisst Du bei mir?‘
‚Ich erinnere Dich!‘
‚Woran?‚
‚An den Nektar der Liebe! An die Quelle in Deinem Herzen!‘
‚Ich dachte, ich muß dich auflösen.‘
‚Nein, das musst du nicht. Ich gehöre doch zu Dir.‘
Sie nimmt den kleinen blauen Drachen bei der Hand. Hand in Hand gehen sie ihren Weg. In der Ferne am Horizont werden ihre Schatten immer kleiner. Da breitet der kleine Drachen seine Flügel aus und fliegt mit ihr in die dunkle Nacht.
Danke auch Dir, liebe Susanne, für diesen wunderbaren Text.
Ich werde ihn „erkunden“…Herzlich grüßt aus Fischerhude
sigrid
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Guten Morgen liebe Sigrid,
ich war etwas unsicher ihn zu posten. Aber die Unsicherheit gehört wohl auch zu mir. Wünsche Dir eine schöne Neumondzeit
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